[331] Ein Chorgesang
Nun schließt euch zusammen
Zum einigen Kreis:
Das Wort soll entflammen,
Die Tat sei der Preis!
War doch der Geist so fremd gebunden,
Die Übung ward zur welken Pflicht –
Wir müssen an dem Quell gesunden,
Der aus dem Grund des Lebens bricht.
Aus morschen Gemäuern
Weht modrig Gebot,
Kommt, laßt uns erneuern
Zum Leben den Tod!
Wir opferten die Kraft dem Brauche,
Der ohne zeugenden Segen war,
Und sehnten uns mit jedem Hauche
Nach dem, was zukunftsoffenbar.
[332]
Der Geist sprach in Zungen
Voll Sehergewalt,
Jetzt drängt in den Jungen
Er kühn zur Gestalt.
Wie wandelte mit Sturmesdröhnen
Die Welt ihr Schreckbild weit und breit!
Zu Männern, Frauen, Töchtern, Söhnen
Erscholl der Schicksalsruf der Zeit.
Verloren die Lehre,
Verleugnet vom Sein!
Wer Ohren hat, höre,
Die Herzen, sie schrein:
Sie schreien nach dem neuen Buche,
Das anders bindet, anders löst,
Die Welt befreit vom Wahnsinnsfluche,
Die Geister sucht und nicht verstößt.
Von unten nach oben
Erschlossen den Schacht!
Den Volksschatz gehoben
Ursprünglicher Macht!
Frei sei dem muttermächtigen Triebe
Zum Bund des Friedens Weg und Bahn,
Die Sonne glühender Menschenliebe
Erfülle siegreich Land und Plan!
[333]
So schließt euch zusammen
Zum einigen Kreis,
Das Wort soll entflammen,
Die Tat sei der Preis!
Wir wollen nicht das Licht verscherzen,
Das unsrer Führer Pfad erhellt,
Und säen in der Jugend Herzen
Den Samen einer höhern Welt.
Buchempfehlung
Der Held Gustav wird einer Reihe ungewöhnlicher Erziehungsmethoden ausgesetzt. Die ersten acht Jahre seines Lebens verbringt er unter der Erde in der Obhut eines herrnhutischen Erziehers. Danach verläuft er sich im Wald, wird aufgegriffen und musisch erzogen bis er schließlich im Kadettenhaus eine militärische Ausbildung erhält und an einem Fürstenhof landet.
358 Seiten, 14.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro