|
[175] Ode Jambica.
Der flekkichte Oktober
hat alles bundt vermahlt/
mit Öpffeln auß Zinober
die reiffe Ceres brahlt.
Sylvan füllt seine Schläuche/
Mercur mänckt Pflaumen-Brey/
schon schallt durch Pusch und Sträuche
Dianens Jagd-Geschrey.
In solchen süssen Tagen/
Hertz-werthe Brüder ihr/
füllt man sich biß zum Kragen
die Haut voll Malvasir.
Das Mässergen kricht Scharten
und fast geht man entzwey
bey Schweinernem mit Schwarten/
bei Stokk-Fisch und Salbey.[176]
Mirtyllgen/ süsse Taube/
kom/ däkke uns den Disch
in dihser Purpur-Laube/
noch sind wir jung und frisch.
Noch krächtzen nicht die Raben/
wormit Saturn uns dräut/
noch kräfftgen uns die Gaben/
die uns Vertumnus beut.
Lyäens Trauben blincken/
kein Finger dhut uns weh
bey schön beräuchten Schincken/
darzu waß Späkk-Gelee.
Fast mehr alß Florens Rohsen
erfreun itzt unsern Sinn
Pomonens Appelkosen
mit ihren Grübgens drin!
Wir lassen nichts verderben/
wir geben kein Qwartir
und frölig müssen sterben
drey Gläsgens oder vier.
Und brommts uns gleich im Köpffgen/
daß ist uns einerley/
nur bitte ja kein Tröpffgen
Maul-ab und neben-bey![177]
Moseller und Veltliner/
zu allem jauchtz ich Ja/
Rosazer/ Marziminer/
Tokay und Mallaga.
Nur blohß kein Knikke-Peter/
wenn alle Vivat schreyn/
zu Libers Sauff-Corneter
würd ich wie paßlich seyn!
Bald ist itzt wohl gelitten
die göldne Märtens-Gantz/
Oliwckens/ Kappern/ Qwitten
stopfft man ihr untern Schwantz.
For Wilt-Prätt und Basteten
ist dan die rächte Zeit –
laßt andre knien und beten/
ich daumle allbereit!
Ausgewählte Ausgaben von
Dafnis
|
Buchempfehlung
Im Alter von 13 Jahren begann Annette von Droste-Hülshoff die Arbeit an dieser zarten, sinnlichen Novelle. Mit 28 legt sie sie zur Seite und lässt die Geschichte um Krankheit, Versehrung und Sterblichkeit unvollendet.
48 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro