Er siht Arsinoen

[169] Ode Trochaica.


Allerschönste Creatur/

alles gab dir die Naduhr/

alles dreff ich bey dir an/

waß ich mir nur wüntschen kan.

Deiner Schultern Borzellan

acht ich über Ledens Schwan/

kömbt mir wo mein Finger dran/

fässt es sich wie Athlaß an.


Rohsen sehn auß deinen Schnee/

daß ich fast für Lust vergeh/

Lilgen unter jedem Schritt

spriessen/ wo dein Füßlein dritt.

Othmestu/ so fillt die Lufft

Ceylans mehr alß Zimmet-Dufft/

deines Stimmleins sanffter Brall

sticht sälbst hin die Nachtigall![170]


Gläubstu/ so vihl Pärlen-Pracht

ist for dir allein gemacht?

Meinstu/ daß das wen verdreusst/

wenn ihn fäst dein Arm ümbschleusst?

Selbst Candaulens keusche Frau

nahms zum Schluß nicht mehr genau.

Drümb so kom und gihb dich mir/

du vergöldtes Venus-Thier!


Quelle:
Arno Holz: Dafnis. München 1904, S. 169-171.
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