Zweite Szene.


[210] Gräfin als Undine4 gekleidet, bald darauf der Eremit welcher ihr folgt und an den Falten des Vorhanges stehen bleibt. Die Vorigen.


GRÄFIN rückblickend. Wer ist der Mann, der sich an meine Fersen heftet? Sie kommt hastig links nach vorn, ohne im ersten Augenblicke Guldberg und Köller, die rechts auf die Seite treten, zu bemerken.[210]

GULDBERG leise. Eine Mathilde!

KÖLLER. Welche?

GULDBERG. Ich weiß es nicht!

GALLEN. O Gott, was bin ich elend! – Wendet sich gegen die beiden. Auch hier beobachtet! Wer ist's? Sie sieht starr auf beide – kurze Pause. Auf sie zugehend. Was wollt Ihr von mir!

GULDBERG. Ihr brecht Euren Schwur, indem Ihr sprecht!

GALLEN. Weh mir, die Stimme des Henkers!

GULDBERG. Des Rächers!

GALLEN. Gib mir meinen Schwur zurück, Mann, ich kann ihn nicht halten!

GULDBERG. Sobald Ihr ihn brecht, erscheint Ihr vor Gott, der die Schwurbrüchigen richtet; mein Dolch und meiner Freunde Dolch ist dicht an Eurer Schulter, des seid eingedenk!

GALLEN. Entsetzlich! Für sich, nach links eilend. Der Schatten also, der mich fortwährend begleitet, ist einer meiner Henker! Der Eremit ist eingetreten während dieser Worte; sie wendet sich und erblickt ihn. Da ist er! – Ich bin unrettbar verloren! – So will ich den König selber suchen! Ab, rasch nach hinten rechts.

KÖLLER. Sie liebt Struensee nach wie vor!

GULDBERG. Natürlich!

KÖLLER. Und wofür kämpfe und wage ich dann?

GULDBERG. Wofür? Seid Ihr ein Mann! Wogegen? heißt Eure Frage.

KÖLLER. Gegen ihn! Ihr habt recht. Und ein Zweck soll erreicht werden! Rasch ab nach hinten links.


Die Musik beginnt wieder.


GULDBERG ihm nach. Der Kanonenschuß sei's Signal! Rechts ab.


Quelle:
Heinrich Laube: Gesammelte Werke in fünfzig Bänden. Band 24, Leipzig 1908–09, S. 210-211.
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