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[124] (1836.)
So warst du. Jetzt hier unten
Bist du Geripp und Staub. Bewegungslos
Steht, über deinem modernden Gebein
Stumm blickend in der Zeiten Strom hinein,
Nur noch als Hüterin
Der Trauer und Erinnrung dieses Abbild
Verschwundner Schönheit. Jener süße Blick,
Der zittern machte, wenn er still, wie jetzt,
Auf einem Antlitz ruhte; jene Lippe,
Die wie ein voller Becher
Von Wonnen überträufte, jener Nacken,
Den Sehnsucht einst umarmte; jene weiche
Hand, die so oft gefühlt,
Wie kalt und feucht die Hand ward, die sie drückte;
Der Busen, dessen Wallen
Erblassen machte Den, der ihn erblickte,
Dies Alles war; jetzt bist du
Nur moderndes Gebein,
Deß Grauenbild der Marmor uns verbirgt.
Also zerstört das Schicksal
Ein Antlitz auch, das uns das lebensvollste
Abbild des Himmels schien. O ew'ges Räthsel
Des Menschendaseins! Heut ein Quell erhabner
Gedanken, unaussprechlicher Gefühle,
Prahlt Schönheit und verspricht –
Ein Licht in Nachtgebieten
Uns von der göttlichen Natur gesandt, –[125]
Von überird'schen Loosen,
Glücksel'gen Inselreichen, goldnen Welten
Ein sichres Unterpfand
Dem Sterblichen zu bieten:
Und morgen sehn wir schaudernd,
Durch einen leichten Anstoß hingerafft,
Entstellt, was uns noch eben
Hold schien und engelhaft,
Und auch die Wunderkraft,
Die Seelen zu entzünden,
Die hier gewaltet, fühlen wir entschwinden.
Ein unermeßlich Sehnen
Und hehre Phantasieen
Läßt durch die Seele ziehen
In weisem Einklang holder Töne Macht,
Daß durch ein wonnig Meer wie traumverwirrt
Der Geist getrieben wird,
Wie durch den Ocean
Zu seiner Lust ein kühner Schwimmer irrt.
Doch wenn an unser Ohr
Ein Mißton schlägt, verschwindet
Das Paradies, das uns entzückt zuvor.
Wie kannst du, Mensch, wofern du
In Schwäche so versunken
Nur Staub und Schatten bist, so stolz empfinden?
Und wohnt ein Himmelsfunken
In dir, wie kann dein bestes innres Leben,
So knechtisch hingegeben
An niedre Macht, entstehen und verschwinden?
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