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[71] Du willst mich trösten? Laß, o laß,
Was zwingst du dich zu falschem Scheine?
Dein Angesicht, ist es nicht blaß,
Dein Aug' nicht düster wie das meine?
Was sagst du mir, wie schön es sei
Mit dem Geschicke kühn zu ringen?
Durch deine Worte hör' den Schrei
Ich deines eignen Jammers dringen!
Ach, deines Auges verlöschend Licht,
Der stille Gram in deinen Zügen,
Ja selbst dein Lächeln widerspricht
All' deinen frommgemeinten Lügen.[72]
Geh! deinem Wesen hat der Feind,
Den zu bekämpfen du dich rüstest,
Der Schmerz, sich allzu tief geeint,
Als daß du ihn zu bannen wüßtest.
Wer ihn besiegen soll, der darf
Des finstern Gegners Macht nicht kennen,
Dem dürfen Thränen ätzend scharf
Nicht auf der eignen Wange brennen,
Der darf in seiner eignen Brust
Mit Schaudern nicht empfunden haben,
Was es bedeuten will, die Lust,
Das Glück des Lebens zu begraben.
Der beste Tröster ist ein Kind!
Des Kummers bittrer Quell versieget,
Wenn es mit sonn'gem Lächeln lind
An unsre Brust sich harmlos schmieget.
Ein sanfter Sphärenton durchdringt
Es unsrer Qualen Schlachtgetümmel,
Ein freudig Morgenroth entspringt
Es hell an unserm nächt'gen Himmel!
[73]
Sein Wort erquickt und labt und kos't
Ein Jubellied aus Rosenlauben,
Und macht den Geist, trotz Sturm und Frost,
An einen ew'gen Frühling glauben.
Es häuft nicht eifrig Schluß auf Schluß
Es quält dich nicht mit eitlen Gründen,
Mit einem Blick, mit einem Kuß
Spricht es dich frei von Schmerz und Sünden!
So sieht der blitzgetroffne Baum
An seinem Stamme Blumenranken
Gleich einem holden Elfentraum
Im Hauch des Frühlings duftig schwanken.
O, wie vergißt er da so gern
Sein eigen Welken und Zersplittern,
Sieht er in ihres Kelches Stern
Den Morgenthau als Perle zittern! –
Du fühlst dich innerlich erhellt,
Zum Tempel wird des Schmerzens Zelle,
Das Kind setzt seine neue Welt
An deiner eingestürzten Stelle![74]
Und ist auch diese Welt nicht dein
Mit ihrem wolkenlosen Glücke,
Ihr Dasein schon genügt allein,
Daß sich dein Herz daran erquicke.
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