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[181] Wenn hell des Morgens Gluthen
Vergolden Berg und Thal,
Der Vögel Lieder fluthen,
Ein freudiger Choral,
Dem Blumen-Oceane
Sich würz'ger Duft entringt,
Der Lenz, die grüne Fahne,
Ein heit'rer Sieger, schwingt,
Da winkt das Lied vergebens,
Und überwältigt lauscht
Mein Herz dem Strom des Lebens,
Der brandend es umrauscht.
[182]
Doch wenn im Licht, im bleichen,
Des Mond's die Erde liegt,
Im Wipfel alter Eichen
Der West sich leise wiegt,
Wenn dunkle Wolken jagen
Voll Sehnsucht südenwärts
Und Geisterstimmen klagen,
Da tönt und klingt mein Herz!
Mein Knie beugt sich zum Grunde,
Des Auges Thräne rinnt,
Und der Erinn'rung Stunde,
Des Sanges Zeit beginnt.