III.

[24] Ob grün, roth, pfirschblüthfarben her sie schreite,

Sie muß vor Allen ragen;

Nicht ist, der goldnes Haar, kunstreich verschlungen,

Wie ihr sich reihe, Die mein Herz befangen,

Die dergestalt mich von der Freyheit Höhen

Hinweg will heben, Daß mir nimmer eigen

Ein Joch, so leichter fiele.


Und wie der Geist sich rüste und bereite,

Von Rath entblößt zu klagen,

Wenn Schmerzen ihn mit Zweifeln bang durchdrungen;

Des Auges Weihe Zähmet sein Verlangen,[24]

Daß jedes Wahnsinns Entwurf muß verwehen,

Und Zornes Weben Alsobald sich neigen

Vor sußer Augen Spiele.


Wie viel durch Amor ich ertrug bis heute,

Wie viel ich noch zu tragen,

Bis sie das Herz mir heilt, die es bezwungen,

Die stolze Feie, So es hält gefangen; –

Kömmt Rache doch, schließt dem demüth'gen Flehen

Nicht Widerstreben Oder stolz Bezeigen

Den Pfad kurz vor dem Ziele.


Doch Tag' und Stunde, wo mein Aug' erfreute

Des ihren lieblich Tagen,

Das mich von da, wo Amor wohnt, verdrungen,

Erschuf das neue, Wehevolle Bangen;

Und sie, nach welcher liebend Alle spähen,

Nur die nicht beben, So dem Steine gleichen

In starrem Herzgefühle.


Die Thräne, – wie sie auch dem Aug' entgleite,

Ob Wunden, die geschlagen

In's Herz des ersten Blickes Huldigungen,

Treibt nicht der Reue Gluth mir in die Wangen.

Und der Gerechte wird mir zugestehen:

Ihr seufzt mein Leben, Billig muß sich's zeigen,

Daß sie die Wunde kühle.


Ich liege ewig mit mir selbst im Streite:

Mit theurem Schwert erschlagen

Fiel eine schon, von gleichem Schmerz bezwungen.

Auch will ich Freye Nicht von ihr empfangen;

Denn gräder mag kein Weg zum Himmel gehen,[25]

Und Niemand streben Nach der Sel'gen Reichen

Auf dauerhafterm Kiele.


Heil Stern', euch, die als die beglückte Seite

Die schöne Frucht getragen,

Sie als Genossen liebevoll umrungen,

Die unserm Maye Himmlisch aufgegangen,

Ein Stern; wo grün wie Lorbeer stets zu sehen

Der Tugend Leben, Wo nicht Blitze steigen,

Noch bösen Windes Schwüle.


Wohl weiß ich, daß, wie einer sich bereite

Ihr Lob im Lied zu sagen,

Es doch der besten Hand nie wär' gelungen.

Wer mag in Treue Merken, all' umfangen

Die Güt' und Schönheit, wer sie je gesehen

In Augen weben, Aller Tugend Zeichen,

Schlüssel meiner Gefühle?


Das Leben Hat kein Pfand Amor'n zu reichen,

So mehr, als Ihr, o Donna, ihm gefiele!

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 24-26.
Lizenz:
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