Zweiter Auftritt


[360] Graf und Gräfin Terzky, die aus einem Kabinett heraustritt. Hernach ein Bedienter, darauf Illo.


TERZKY.

Kommt sie? Ich halt ihn länger nicht zurück.

GRÄFIN.

Gleich wird sie da sein. Schick ihn nur.

TERZKY.

Zwar weiß ich nicht, ob wir uns Dank damit

Beim Herrn verdienen werden. Über diesen Punkt,

Du weißts, hat er sich nie herausgelassen.

Du hast mich überredet, und mußt wissen,

Wie weit du gehen kannst.

GRÄFIN.

Ich nehms auf mich.


Für sich.


Es braucht hier keiner Vollmacht – Ohne Worte, Schwager,

Verstehn wir uns – Errat ich etwa nicht,

Warum die Tochter hergefodert worden,

Warum just er gewählt, sie abzuholen?

Denn dieses vorgespiegelte Verlöbnis

Mit einem Bräutigam, den niemand kennt,

Mag andre blenden! Ich durchschaue dich –

Doch dir geziemt es nicht, in solchem Spiel

Die Hand zu haben. Nicht doch! Meiner Feinheit[360]

Bleibt alles überlassen. Wohl! – Du sollst

Dich in der Schwester nicht betrogen haben.

BEDIENTER kommt.

Die Generale!


Ab.


TERZKY zur Gräfin.

Sorg nur, daß du ihm

Den Kopf recht warm machst, was zu denken gibst –

Wenn er zu Tisch kommt, daß er sich nicht lange

Bedenke bei der Unterschrift.

GRÄFIN.

Sorg du für deine Gäste! Geh und schick ihn.

TERZKY.

Denn alles liegt dran, daß er unterschreibt.

GRÄFIN.

Zu deinen Gästen. Geh!

ILLO kommt zurück.

Wo bleibt Ihr, Terzky?

Das Haus ist voll, und alles wartet Euer.

TERZKY.

Gleich! Gleich!


Zur Gräfin.


Und daß er nicht zu lang verweilt –

Es möchte bei dem Alten sonst Verdacht –

GRÄFIN.

Unnötge Sorgfalt!


Terzky und Illo gehen.


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 2, München 31962, S. 360-361.
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