Rechtfertigung

[154] An dieselbe.


O zürne nicht, daß ich muß offen tragen

Mein sehnend Herz, von Liebesglut verzehrt:

Was Hoffnung leis' als Blüte hat genährt,

Das haben schnell zur Frucht gereift die Klagen.


Verborgen hab' ich's lang, mit scheuem Zagen,

Dem Liede selbst, es zu gestehn, verwehrt;

Zu werden dein, durch stille Treue, wert,

Und dich zu rühren durch ein fromm Entsagen.


Nun aber mein Bemühen ist verloren,

Nun Gegenliebe mir dein Blick versagt,

Und du dir ach! ein fremdes Herz erkoren:


Was bleibt von Furcht und Hoffnung noch dem Armen?

O gönn' ihm, daß er laut im Liede klagt;

Von Liebe fern, laß ihn im Schmerz erwarmen!

Quelle:
Gustav Schwab: Gedichte. Leipzig [um 1880], S. 154-155.
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