An einen deutschen Dichter.
Der du wundervoll gesungen
Von der meerversenkten Stadt,
Daß herauf zu uns geklungen
Sie mit allen Glocken hat:
Heute möcht' ich dir bereiten
Lohn für deinen schönsten Sang,
Mit dir auf den Wellen gleiten
Sanft den Wallensee entlang.
Dir das schöne Wunder zeigen,
Das dem Blick sich hier enthüllt,
Nun ein Bild aus deinem Reigen
Sich mit Lieblichkeit erfüllt. –
Wo die Linth als Lindwurm hauste,
Und bald über grüne Saat
Mit dem Wellenleibe brauste,
Bald in träge Sümpfe trat,
Ist das Hirtenvolk geschäftig,
Baut an Dämmen und Kanal,
Schwingt den Sehnenarm so kräftig,
Bis die Schlange wird zum Aal.
Und so schlüpft der Fluß bezwungen
Aus dem Becken willig fort,
Auch der See, ihm nachgedrungen,
Senkt sich an der Mündung dort.
Doch, wie sich die Fluten legen,
Was enthüllt die Tiefe nur?
Mauern steigen uns entgegen
Und ergrauter Thürme Spur.
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Zack'ge Zinnen, Gothenfenster
Und ein spitzgewölbtes Thor –
Springen Nixen und Gespenster
Nicht im Harnisch bald hervor?
Eine Burg ist's, die zerfallen
Hier Jahrhunderte verträumt,
Die der alte, grüne Wallen
Mit den Wellen überschäumt.
Aus erlogener Vernichtung
Steht die auferstandne hier:
Dichter, freu dich deiner Dichtung,
Diese Burg gehört ja dir!
Wie sie schmuck und heiter lächelt,
Von den Wellen reingespült!
Wie der Seewind sie umfächelt,
Die besonnten Mauern kühlt!
Diese Burg hast du ersungen,
Nimm sie an aus Sängerhand,
Laß uns einziehn, armumschlungen,
Laß uns singen liedentbrannt.
Laß uns eins zusammen bechern,
In dem Rittersaal geschwind!
Bis uns einfällt, trotz'gen Zechern,
Daß wir ew'ge Feinde sind.
1 Die Burgruine Mühli auf einer kleinen Insel am Ausfluß des Wallensee's; lange Zeit unter dessen Wasserspiegel und erst Anfangs dieses Jahrhunderts durch den Linthkanal wieder sichtbar geworden.
A.d.H.
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