[258] Ein andrer Teil des Schlachtfeldes.
Getümmel. Soldaten von beiden Heeren, fechtend; darauf Brutus, Cato, Lucilius und andre.
BRUTUS.
Noch, Bürger, oh, noch haltet hoch die Häupter!
CATO.
Ein Bastard, der's nicht tut! Wer will mir folgen?
Ich rufe meinen Namen durch das Feld:
Ich bin der Sohn des Marcus Cato, hört!
Feind der Tyrannen, Freund des Vaterlands!
Ich bin der Sohn des Marcus Cato, hört!
BRUTUS dringt auf den Feind ein.
Und ich bin Brutus, Marcus Brutus, ich;
Des Vaterlandes Freund: kennt mich als Brutus!
Ab, indem er auf den Feind eindringt. Cato wird überwältigt und fällt.
LUCILIUS.
O junger, edler Cato! bist du hin?
Ja! tapfer wie Titinius stirbst du nun,
Man darf dich ehren als des Cato Sohn.[258]
ERSTER SOLDAT.
Ergib dich, oder stirb!
LUCILIUS.
Nur um zu sterben
Ergeb' ich mich. Hier ist so viel für dich,
Bietet ihm Geld an.
Daß du sogleich mich töten wirst: nun töte
Den Brutus, und es ehre dich sein Tod!
ERSTER SOLDAT.
Wir müssen's nicht. – Ein edler Gefangner!
ZWEITER SOLDAT.
Platz da!
Sagt dem Antonius, daß wir Brutus haben!
ERSTER SOLDAT.
Ich will es melden. – Sieh, da kommt der Feldherr.
Antonius tritt auf.
Wir haben Brutus, Herr! wir haben Brutus!
ANTONIUS.
Wo ist er?
LUCILIUS.
In Sicherheit; Brutus ist sicher g'nug.
Verlaß dich drauf, daß nimmermehr ein Feind
Den edlen Brutus lebend fangen wird!
Die Götter schützen ihn vor solcher Schmach!
Wo ihr ihn findet, lebend oder tot,
Er wird wie Brutus, wie er selbst, sich zeigen.
ANTONIUS.
Dies ist nicht Brutus, Freund, doch, auf mein Wort,
Ein nicht geringrer Fang! Verwahrt ihn wohl,
Erweist nur Gutes ihm: ich habe lieber
Zu Freunden solche Männer als zu Feinden.
Eilt! Seht, ob Brutus tot ist oder lebt!
Und bringt Bericht zu des Octavius Zelt,
Wie alles sich begeben.
Alle ab.
Ausgewählte Ausgaben von
Julius Cäsar
|
Buchempfehlung
Den Bruderstreit der Herzöge von Gothland weiß der afrikanische Anführer der finnischen Armee intrigant auszunutzen und stürzt Gothland in ein blutrünstiges, grausam detailreich geschildertes Massaker. Grabbe besucht noch das Gymnasium als er die Arbeit an der fiktiven, historisierenden Tragödie aufnimmt. Die Uraufführung erlebt der Autor nicht, sie findet erst 65 Jahre nach seinem Tode statt.
244 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro