Psal. 103. Benedic anima mea

[671] Ein Danckpsalm, Für Gottes gnad vnd barmhertzigkeyt, daß er Süude vergibt, vnd sich vnser erbarmet.


1.

Mein seel lobt Got zu aller frist,

was in mir ist

seinn heylgen namen ehret.

Mein seel lobt Gott zu aller frist

vnd nit vergißt

was zu seim lob gehöret.

Der vns groß gut

auch täglich thut,

vns hertzlich liebt,

all sünd vergibt,

Heylet all vnsern schaden

auß güt vnd lauter gnaden.


2.

Der mein leben vom todt erlößt,

mich täglich tröst,

mit gnad vnd güten krönet,

Der meinen mund stedts frölich macht

mit freuden lacht

vnd all meins thuns verschonet.

Er macht mich jung

vnd frisch zum sprung,

er schaffet recht

dem armen knecht

Den die Gottlosen neiden

vnd alln die vnrecht leiden.


3.

Er hat sein wege wissen lon

des Amrams son,

Israel seine sitten;

Der HERR ist von hertzen gnedig

vnd barmhertzig,

von gdult vnd grosser güten!

Vnsr missethat

in vngenad

er nicht gedenckt,

die Sünd vns schenckt,

Zorn wil Er nicht behalten,

die gnade leßt Er walten.


4.

Nach vnsern Sünden vns nit richt,

handelt auch nicht

wie wirs haben verdienet;

Die missethat auch nit vergilt,

nach größ der schuld,

mit gnaden vns versünet,

Im himel weit,

auff erden breyt

leßt walten gnad

an rechtes stadt

Vbr alle so jn forchten

vnd seinem willn gehorchen.


5.

So weit da ist der Morgenstern

vom Abend fern,

wirfft von vns vnser sünde,

Wie ein Vatter mitleiden tregt,

keinn zorn erregt

vbr seine lieben kinde,

Der maß auch Gott

mitleiden hat,

erbarmet sich

so vetterlich

Vbr all die jn belieben,

er wil sie nicht betrüben.


6.

Dann Er kennt wol das schwach geschlecht

vnd sein gemecht,

daß wir sein schlam vnd erden:

Des menschen leben ist wie staub,

wie graß vnd laub,

grünt, wies wolt etwas werden:

Wann der windt weht

vnd drüber geht,

bald sichs verstelt,

zu boden felt,

Verschwindt in einer stunden,

sein statt wirt nimmer funden.


7.

Abr sein gnad wert von Ewigkeyt

zu Ewigkeyt

vbr all so jm vertrawen,

Sein grechtigkeyt zu kindes kind

die seinen bund

halten vnd auff jn bawen,

Den glauben han,

gedencken dran

vnd seinen willn[671]

auch gern erfülln,

Nach seinn gebotten leben,

die Er jn hat gegeben.


8.

Der HERR hat seinen stul bereyt

im himel weit,

sein reich herscht vber alle;

Auff erd man auch sein wort verkündt

mit vollem mund

reichlich mit großem schalle.

Die Engel schon

seinn willen thun,

manch starcker held

sein wort vermelt,

Daß Euangelion leren,

all welt sein stimm muß hören.


9.

Lobet den HERRN, sein diener gar,

jr heere schar,

die jr thut seinen willen!

Lobet den HERRN, all seine werck,

all krafft vnd sterck,

die seinn befehl erfüllen!

An allem ort

erkling sein wort

in seinr herrschafft

mit aller krafft!

für all sein thewre gaben

mein seel den HERRN sol loben!


Quelle:
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Band 3, Leipzig 1874, S. 671-672.
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