Psalm. 84. Quam dilerta

[667] Danck vnd gebetpsalm, daß Gott sein wort vnd Kirch erhalten hab vnd wölle.


1.

Ach Gott, wie lieblich vnd wie fein

stets in der heilgen Christen gmein,

da man dein wort thut lehren!

Drumb auch mein seel dahin verlangt,

da man stedts deinem namen danckt,

mit freuden dich thut ehren.

Da zu groß lust vnd liebe hat

mein leib vnd seel

on maß vnd zil

im Herrn, dem lebendigen Gott.


2.

Gleich wie sein hauß der vogel bawt,

die Schwalb auch auff jr nest vertrawt,

da sie jr eyer legen,

Also tracht ich auch gantz vnd gar,

Herr Zebaoth, nach deim Altar

vnd wart auff deinen Segen.

Wol deiner lieben Christen schar,

die dir vertrawt

vnd auff dich bawt!

die preißt vnd lobt dich jmmerdar.


3.

Wol dem, der dich für seine sterck

helt vnd nicht trawt auff menschen werck,

wandelt nach deinem sinne!

Die da gehn durch das Jamerthal,

dein wort verkünden vberal,

vil leut damit gewinnen!

Die werden durch deinn geyst erquickt,

in aller gstalt

gar manigfalt

mit vil segen vnd gnad geschmuckt.


4.

Sie wircken auch durch deine gnad

vil zeychen vnd groß wunder that,

damit die lehr beweren;

Mit freuden trettens in den krieg,

erhalten auch gar manchen Sieg,

wann sie jr vil bekeren,

Daß man auch spürt in allem land,

daß solches schafft

die Göttlich krafft

vnd wirckt alleyn sein rechte hand.


5.

Darumb, Herr Gott, verlaß vns nit,

vernimm vnd hör doch vnser bitt

vnd wöllst vom himmel schawen!

Sihe an das Reich des gsalbten dein,

die glauben an den Christum dein,

sich jm alleyn vertrawen!

Du bist jr schutz, jr schirm vnd schildt,

jr preiß vnd ehr,

darumb du, HERR,

sie nimmer mehr verlassen wilt!


6.

Mit warheyt ichs wol sagen mag,

bei dir vil besser ist ein tag

dann sunst vil tausent jare!

Wolt lieber der geringste sein

in deiner heylgen Christen gmeyn

vnd hüten an dem thore,

Dann in der Gottlosen pallast,

da man deinr ehr

denckt nimmermehr,

dein wort vnd Euangelion haßt.
[667]

7.

Dann Gott der HERR ist Sonn vnd schildt,

gibt gnade, güt vnd ehre mildt,

er leßts an jm nicht fehlen.

Für der welt hon, spot, schmach vnd haß

wil er alls gut on vnderlaß

gar reichlich mit vns theylen.

Wol dem, der Gott heymstelt sein Sach,

ist jm bereyt

in lieb vnd leydt,

dem hilfft er auß dem vngemach!


Quelle:
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Band 3, Leipzig 1874, S. 667-668.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Raabe, Wilhelm

Die Akten des Vogelsangs

Die Akten des Vogelsangs

Karls gealterte Jugendfreundin Helene, die zwischenzeitlich steinreich verwitwet ist, schreibt ihm vom Tod des gemeinsamen Jugendfreundes Velten. Sie treffen sich und erinnern sich - auf auf Veltens Sterbebett sitzend - lange vergangener Tage.

150 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon