Aluminiumoxydhydrat

[163] Aluminiumoxydhydrat (Tonerdehydrat) Al(OH)3, ein lockeres, weißes Pulver. Den Alkali- und Erdalkalioxyden gegenüber verhält es sich sauer, den Säuren gegenüber basisch. In Wasser ist es unlöslich, in den meisten Säuren und in Lösungen der Alkalihydrate unter Bildung von Salzen leicht löslich.

Es dient jetzt als Rohstoff der meisten technisch wichtigen Aluminiumsalze (s. Alaune und Aluminiumchlorid), wird auch durch Erhitzen (Calcinieren) in großen Mengen auf Oxyd (zur Aluminiumgewinnung) verarbeitet. – Das natürlich vorkommende Oxydhydrat (Beauxit, Diaspor, Hydrargillit) ist für die meisten Zwecke wegen seines Gehaltes an Eisenoxyden und Silikaten nicht direkt verwendbar. Das Mineral wird daher entweder mit Soda oder mit Natriumsulfat und Kohle auf Natriumaluminat verschmolzen: 2Al(OH)3 + 3Na2CO3 = 2Al(ONa)3 + 3H2O + 3CO2. Das Natriumaluminat wird entweder wie beim Kryolithsodaprozesse (s. Soda) in wässeriger Lösung mit Kohlensäure zerlegt oder zum Teil in Calciumaluminat, zum Teil in Chlorid verwandelt: 2Al(ONa)3 + 3Ca(HO)2 = 6NaHO + Al2O6Ca3; 2Al(ONa)3 + 12HCl = 6H2O + 6NaCl + 2AlCl3, welche beiden Produkte dann bei gegenseitiger Einwirkung aufeinander das Oxydhydrat liefern: 2AlCl3 + Al2O6Ca3 + 6H2O = 3CaCl2 + 4Al(OH)3. Der Kryolithsodaprozeß liefert ebenfalls große Mengen Aluminiumoxydhydrat als Nebenprodukt. Auf einfache Weise erhält man das Aluminiumhydroxyd durch Fällen einer Aluminiumchloridlösung mit Ammoniak: AlCl3 + 3NH4OH = Al(OH)3 + 3NH4Cl. Erhitzt man die auf diese Weise erhaltene getrocknete Masse, so geht sie unter Wasserverlust in die Verbindung AlO2H über: Al(OH)3 = AlO2H + H2O. Das Mineral Diaspor hat die gleiche Zusammensetzung. Bei stärkerem Erhitzen bildet sich das Oxyd Al2O3.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 163.
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