Anschwellungen

[225] Anschwellungen, periodische Spiegelerhebungen flehender oder fließender Gewässer durch gesteigerte Bodeninfiltrationen, Schneeschmelzen, Niederschläge u.s.w., sowie durch Abflußhindernisse (Rückstau) veranlaßt.

Im ersteren Falle wächst mit der Anschwellung die stromabwärts gegen den tieferen Spiegel fortgeführte Wassermenge: die Spiegelerhebung wandert stromabwärts weiter (Flutwelle bei Binnenflüssen). Im zweiten Falle beginnt das Steigen des Spiegels im Unterwasser: die Spiegelerhebung wandert auf bestimmte Strecke stromaufwärts (Flutwelle in den Aestuarien). Es wird dann stromabwärts kein Wasser fortgeführt, sondern das von oben entgegenströmende aufgestaut. Beide Male häufen sich dort, wo die Anschwellung eintritt, die Wassermengen: das gemeinsame Merkmal. Ein Abflußhindernis bildet unter Umständen auch der Wind (Sturm); hieraus entsteht ebenfalls Aufstau (die sogenannte Sturmflut). – Das Eintreten von Anschwellungen ist von einer gewissen Regelmäßigkeit in den Aestuarien, weniger regelmäßig bei den Binnenflüssen (Seen). Im deutschen Klima finden bei den Binnenflüssen die Anschwellungen im Frühjahre statt; bei solchen mit alpinem Zufluß treten im Hochsommer die zweiten Anschwellungen ein. Zur Feststellung derselben dienen die Pegelbeobachtungen; diese gestatten, die Geschwindigkeit der Flutwelle, die von der Stromgeschwindigkeit verschieden ist, zu messen. Eine besondere Art von Anschwellung erfolgt bei den Quellen unter dem Einflusse eigenartiger Beschaffenheit ihres unterirdischen Laufes (intermittierende Quellen), bezw. dann, wenn die atmosphärische Pressung am Auslaufe der Quellen kleiner ist als jene der Grundluft (s. Quelle).[225]

Anschwellung (architektonisch, ἔνταβις), der sehr flache Bogen, der an der Außenlinie der Säulenschafte angewendet wird, um eine für das Auge angenehmere Erscheinung der Säule (s.d.) hervorzubringen. Eine andre Art von sogenannter Anschwellung erfolgt unter dem Einfluß der Befeuchtung bei tonigem Boden, gebranntem Kalke u.s.w., die identisch ist mit Aufquellen bezw. Volumvergrößerung.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 225-226.
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