Aspiration

[321] Aspiration. Zerkleinerungsmaschinen für Getreide (Mahlgänge, Walzenstühle) entwickeln infolge des Druckes und der Reibung beträchtliche Wärme, die einen Teil des in der Frucht enthaltenen Wassers zur Verdunstung bringt. Diese Wasserdämpfe schlagen sich an den inneren, kühlen Wandungen der Maschinen nieder und fördern Schimmel- und Pilzbildung. Das feuchtwarme Mahlgut ballt fester zusammen, wird »schmierig« und vermahlt sich erheblich schwerer als trocken-kaltes. Man wendet daher eine künstliche innere Luftkühlung dieser Maschinen an und bezeichnet diese Einrichtung mit dem Namen Aspiration.

Der Innenraum der Maschine wird durch ein Rohr (meist aus Blech und von 60–100 mm Durchmesser für einen einfachen Walzenstuhl von mittlerer Größe) mit einem Exhaustor in Verbindung gebracht, so daß stets frische Luft die feuchtwarme ersetzt. Gewöhnlich mündet eine ganze Reihe von solchen Rohren in ein gemeinschaftliches Hauptrohr (bis 500 mm Durchmesser), das dann zum Exhaustor führt. Da es nicht zu vermeiden ist, daß gleichzeitig mit der Luft auch Mehlstaub angesaugt wird, so darf man mit Rücksicht auf die Nachbarschaft, sowie auch aus ökonomischen Gründen einen solchen Exhaustor nicht ohne weiteres ins Freie blasen lassen, vielmehr muß der Luft vorher der Staub nach Möglichkeit entzogen werden (vgl. Entstaubungsanlagen). Ost ist nicht die Abkühlung, sondern die Verhütung des Herausdringens von Staub aus den Maschinen oder auch lediglich die Entfernung des Staubes aus[321] dem Mahlgut der Zweck einer Aspirationsanlage, z.B. bei Getreidereinigungsmaschinen. – Die Abscheidung des Staubes aus der Luft geschieht häufig bereits im Innern der aspirierten Maschine selbst, und zwar durch eine Filterwand, durch welche die Luft hindurchstreichen muß und die durch zeitweilige Erschütterung des sie tragenden Gestelles (sei es durch Schläge mit einem Klöppel, sei es durch andre, mechanische Hilfsmittel) von dem angesetzten Staube befreit wird. Bei Walzenstühlen geht man in neuerer Zeit davon ab, jeden einzelnen Stuhl mit einer solchen Staubfangvorrichtung zu versehen; man leitet vielmehr von einer ganzen Gruppe von Walzenstühlen die Luft in einen gemeinsamen Staubausscheidungsapparat (Staubfänger). Das oben erwähnte gemeinschaftliche Hauptrohr führt man zweckmäßigerweise in der Form einer wagerechten, mit erhöhtem Kasten versehenen Transportschnecke aus, in der das mitgerissene Mehl sich ablagert und die es zwecks Absackens nach einem Ende hin zusammenzieht. Der Staubfänger, durch den die noch stauberfüllte Luft hindurchgedrückt oder hindurchgesaugt werden kann, besteht meist aus einem Filter aus flanellartigem Gewebe (Molton). Dieses ist zu einer zwecks Oberflächenvergrößerung mit sternförmig gezackten Wänden versehenen stehenden oder umlaufenden geschlossenen Kammer angeordnet, die sich in einem umschließenden dichten Gehäuse befindet, in das die Staubluft eingeführt wird, während die Abführung der gereinigten Luft aus dem Innern der Stoffkammer erfolgt. Die Reinigung der Filterwände geschieht durch mechanische Abklopfung oder Erschütterung unter Abstellung und gegebenenfalls Umkehrung des Luftstromes für den jeweilig zu reinigenden Teil (s. Fig. 2). Aus dem Filterstoffe werden auch senkrechte Schläuche gebildet, in deren Inneres entweder die Staubluft von unten eingeblasen (Druckfilter) oder durch deren Wände gereinigte Luft abgesaugt wird (Saugfilter). Der obere geschlossene Deckel eines solchen Schlauches wird nach Beth (D.R.P. Nr. 38396 und spätere Patente) von Zeit zu Zeit gesenkt und mit einem Ruck gehoben, wodurch die Stoffwand gereinigt wird (Fig. 3). Oder es werden die Schläuche, die zum Zwecke der Vergrößerung der Gesamtfilterfläche geringer an Durchmesser und in größerer Anzahl angeordnet werden, oben und unten offen ausgeführt und dadurch gereinigt, daß ein in der Mitte der Schlauchlänge sichtbarer Rahmen (Fig. 4 und 4a, Ausführung Amme, Giesecke & Konegen) sich auf und ab bewegt und ein die einzelnen Schläuche eng umspannendes Drahtgitterwerk trägt, das durch die jeweilige Querschnittsverengung eine kräftigere Luftströmung an den umschlossenen Stellen erzeugt und dadurch die Reinigung der Innenwände herbeiführt. – Eine weitere Art der Staubfänger verwendet das Prinzip der Staubabscheidung durch die Fliehkraft. Der Staubluftstrom gelangt tangential in ein zylindrisches, sich nach unten kegelförmig verengendes Blechgehäuse. Die gereinigte Luft wird oben, der Staub unten abgeführt (»Cyklone«, D.R.P. Nr. 39219, The Knickerbocker Company, Jackson, Michigan U.S.A.). – Bei Mahlgängen ist die Einzelentstaubung noch vielfach üblich. Es wird in die Bütte ein horizontaler Ring von zickzackförmig auf ein entsprechendes Gitterwerk gespanntem Flanell eingehängt und an den Rändern gegen die Bütte durch Leder abgedichtet (vgl. Fig. 1). Oberhalb dieses Gitters saugt dann das Aspirationsrohr die Luft ab, so daß sie genötigt ist, durch den Flanell zu streichen und an ihm den Staub zurückzulassen. Der an der rechten Seite der Figur hervorstehende Knopf dient zur Uebertragung von Klöppelschlägen auf das Filtergestell, durch die der den Flanell verstopfende Staub von Zeit zu Zeit entfernt wird.

Arndt.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.
Fig. 4a.
Fig. 4a.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 321-322.
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