Staub

[272] Staub, die unsrer Atmosphäre beigemengten fremdartigen Bestandteile, die ihr teils als Verbrennungsprodukt durch den Rauch, teils durch Emporwirbelung seiner Teilchen von der Erdoberfläche durch den Wind zugeführt werden.

Mittels des Staubzählers von Aitken bestimmt man den Gehalt einer Luftprobe an Staubteilchen, indem diese durch rasche Verdünnung zur Kondensation gebracht wird und die Zahl der auf einer geteilten Glasplatte niederfallenden seinen Tropfen, die gleich der Anzahl der Staubteilchen ist, gezählt werden. – Der Staubgehalt der Luft ist außerordentlich verschieden, am geringsten über dem Meere, am größten in großen Fabrikstädten, größer nahe dem Erdboden als in großen Höhen, wo wir aber, abhängig von der Herkunft der Winde, wie auch sonst, sehr verschiedene Verhältnisse antreffen. Während im Kubikzentimeter in Glasgow (Winter) 170000–470000 und Edinburg (Winter) 45000–250000 Stäubchen ermittelt wurden, ergaben sich auf dem Rigi-Kulm an manchen Tagen nur 400–800 und an Tagen, wo der Wind am Nachmittag bis zum Gipfel aufstieg, 6000–7000. Aitkin stellte eine zahlenmäßige Abhängigkeit zwischen dem Staubgehalt der Luft und deren Durchsichtigkeit fest. Dem Staubgehalt der Luft ist es zuzuschreiben, daß bei Erreichung des Taupunkts der feuchten Luft eine Kondensation des Wasserdampfes eintritt, indem jedes Stäubchen den Kern für ein feinstes Wassertröpfchen abzugeben vermag. In absolut staubfreier feuchter Luft erfolgt die Kondensation erheblich später, wenn die Luft mit Wasserdampf bereits übersättigt ist. Nach Wilson ist die Uebersättigung dann etwa eine viermalige; ist V1 das Volum der Sättigung, V2 das Volum, bei dem eine Kondensation in staubfreier Luft stattfindet, so ist V2 = 1,25 V1. Dem großen Gehalt an Staub ist der Nebelreichtum und die Dichte des Nebels in großen Städten mit reichlicher Rauchentwicklung zuzuschreiben, berüchtigt sind in dieser Beziehung die Londoner Nebel. Mit der Einführung der rauchlosen Verbrennung wird dem Nebel in den Städten daher erfolgreich entgegengewirkt (vgl. Hann, Lehrbuch der Meteorologie, 2. Aufl., Leipzig 1906). – Ebenso wie der Rauch der Vulkane und die Staubmassen bei deren gewaltigen Ausbrüchen, wie bei dem Ausbruch des Krakatoa, durch die Winde eine außerordentlich große Verbreitung finden, so gilt dies auch zuweilen von den durch den Wind mechanisch aufgewirbelten Staubmassen;, in der letzteren Beziehung sind viele Fälle bestimmt nachgewiesen, wo Staub von der Afrikanischen Wüste teils auf direktem Weg über das Mittelmeer durch südliche Winde, teils auch auf dem Umwege über den Atlantischen Ozean durch weltliche Winde in Europa weit nordwärts verbreitet Worden ist.

Großmann.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 272.
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