Auskristallisieren

[400] Auskristallisieren ist das Ausscheiden des Bestandteils aus einer Lösung in kristallisierter Form. Dasselbe kann nur dann erfolgen, wenn die Lösung in bezug auf den sich ausscheidenden Körper übersättigt ist.

Die Uebersättigung erzielt man, indem man einer Lösung entweder das Lösungsmittel (durch Abdampfen) entzieht oder sie abkühlt, resp. erwärmt, je nachdem die Löslichkeit des auskristallisierenden Körpers mit sinkender Temperatur abnimmt resp. steigt. Die Kristallisation erfolgt in um so kleineren Individuen, je stärker die Uebersättigung vor dem Auskristallisieren war und je intensiver nach dem Beginn desselben die eine Uebersättigung herbeiführenden Faktoren wirksam sind. Daher ist umgekehrt zur Erzielung großer Kristalle langsame Abkühlung und Verdampfung der Lösung von Wichtigkeit. Da große Kristalle leicht Flüssigkeit einschließen und so heterogene Zusammensetzung aufweisen, so erstrebt man häufig eine sehr seine Kristallisation. Ist eine Lösung in bezug auf mehrere feste Körper übersättigt, so kann man das Auskristallisieren nur eines derselben herbeiführen, wenn sie nicht isomorph sind, indem man einen Kristall dieses betreffenden Körpers einführt. Die Ausscheidung von Kristallen aus einer Lösung erfolgt nur so lange, bis der Gleichgewichtszustand zwischen der festen und flüssigen Phase eingetreten ist, d.h. bis die Lösung in bezug auf den auskristallisierenden Körper gesättigt ist. Häufig enthalten die ausgeschiedenen Kristalle Lösungsmittel, und zwar in ganzzahligem Molekularverhältnis gebunden, gewöhnlich Kristallwasser, seltener Kristallalkohol, -benzol u.a. Manche Salze haben die Fähigkeit, solche Molekularverbindungen mit Wasser in verschiedenen Verhältnissen einzugehen; solche verschiedenen »Hydrate« zeigen verschiedene Löslichkeiten und Kristallformen. So kristallisiert z.B. Ferrosulfat als FeSO4 + 7H2O monoklin (und rhombisch), als FeSO4 + 5H2O triklin und als FeSO4 + 4H2O tetragonal.

Abegg.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 400.
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