Balata [1]

[502] Balata (Gummi Balata, span. Chicle, Leche de popa, amerikan. Guttapercha), ein der Guttapercha nahe verwandter Körper, der (koagulierte) Milchsaft des in Guayana einheimischen Bully-tree oder Sternapfelbaumes (Mimusops Balata Gaertn. = Sapota Muelleri Linden), aus der Familie der Sapotaceen sowie andrer Sapotaceen, z.B. Mimusops Elengi L., Achras Balata Aubl., A. dissecta Farst.

Von den zwei Abarten des Bully-tree liefert die eine mit runden Früchten eine rötliche, die andre mit ovalen Früchten eine weiße (gerbstoffarme) Milch. Diese tropft aus Verletzungen der Rinde, die mit der Axt in einer schräg am Stamm herablaufenden Linie geschlagen werden, reichlichst heraus, wird in Holz- oder Metallgefäßen aufgefangen und an der Luft zum Austrocknen gebracht. Gegenwärtig wird (in Venezuela) die Rinde von gefällten Stämmen mittels Pressen des Milchsaftes beraubt. Beim Austrocknen bildet sich an der Oberfläche eine dicke Haut, die wiederholt abgenommen und für sich getrocknet wird [1]. Bei der hierbei stattfindenden Koagulierung spielen wahrscheinlich dieselben Prozesse mit, die nach Lucien Morisse [2] für Kautschuk und Guttapercha (s.d.) durch Mikroben hervorgerufen werden. Nach T.F. Hanausek [3] bildet rohe Balata schwammige, poröse Massen, die mit Holz- und Rindenstücken gemengt sind und eine weiße, rötlich weiße, mitunter auch eine schwärzliche Farbe besitzen. Letztere rührt von metallenen Gefäßen her, in denen die Milch aufgesammelt wurde, oder von dem Milchsafte andrer Sapotaceen, mit denen Balata verfälscht wird. Aus diesem Grunde sind Holzbehälter vorzuziehen. Zu uns kommt Balata in durchgekneteten und zu Platten ausgewalzten Stücken, die an den Schnittflächen rötlichbraun, graurötlich oder schmutzig-fleischrot gefärbt sind. Balata läßt sich gut schneiden, ist biegsam und elastisch, lederartig, wird bei 49° plastisch, schmilzt bei 149°, wird durch Reiben elektrisch, zeigt zwischen den Nikols des Polarisationsmikroskops prismatische Farben und ist ein vorzüglicher Isolator für Wärme und Elektrizität. Geruch und physikalische Eigenschaften stimmen mit denen der Guttapercha überein; in der technischen Verwertbarkeit steht sie hinter der letzteren zurück. Die besten Lösungsmittel der Balata sind Gemische aus warmem Terpentinöl und Benzin oder Benzin und Schwefelkohlenstoff; ätzende Alkalien und Salzsäure greifen Balata nicht an, wohl aber Salpetersäure und Schwefelsäure. Gleich den verwandten Kautschukkörpern verliert Balata durch Liegen an der Luft ihre Elastizität und wird brüchig; Vulkanisieren mit Schwefel erhöht ihre Brauchbarkeit und Haltbarkeit. Als Ersatz der Guttapercha dient Balata zu Treibriemen, Schuhsohlen und zu vorzüglichen Isolatoren für elektrische Apparate (Kabel), Ueber die chemische Zusammensetzung s. Guttapercha.


Literatur: [1] Obach, Cantor lectures on Gutta Percha, 1898, p. 52; Clouth Gummi, Guttapercha and Balata, Leipzig 1899, p. 218 ff. – [2] Lumière électrique 1893, Bd. 47, S. 89, 139, 287, 337, 440, 489; vgl. a. Robert Henriques, in Chem.-Ztg. 1893, Bd. 17, S. 1065. – [3] Moeller-Geißler, Realencyklopädie der gesamten Pharm., Wien 1887, Bd. 2, S. 120; Mikosch, in Wiesner, Rohstoffe des Pflanzenreiches, 2. Aufl. 1900, 1. Bd., S. 397.

T.F. Hanausek.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 502.
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