Beschotterung [1]

[720] Beschotterung, die Befestigung der Oberfläche der Kunststraßen durch kleingeschlagene Steine (Schotter).

Sind Schottermaterialien (s. Schotter) von Gesteinen ungleicher Güte für die Bildung der Straßenoberfläche von Steinschlagbahnen zu benutzen, so muß unter diesen das beste Material zur Herstellung der Decke, das weichere oder splittrige und daher schlechtere Material für die unteren Schichten oder bei Mac-Adamstraßen für den Unterbau verwendet werden, während das mittelgute zur Bildung einer Mittellage von 5–8 cm Stärke benutzt werden kann. Die Materialien gemischt in ein und derselben Lage einzubringen, ist verwerflich, da eine ungleichmäßige Abnutzung die Folge wäre. Auch ist eine gleichmäßige Korngröße für ein und dieselbe Schicht erforderlich, wofür eine sorgfältige Sonderung durch flachgeneigte Siebe oder durch Siebtrommeln vorzunehmen ist. Um das Mitführen von Schmutz und Erde zu vermeiden, muß der Steinschlag mittels geeignet gezinkter Gabeln geschöpft werden, auch benutzt man besondere Schüttgefäße (Mollen), die einen aus Eisenstäben gebildeten Boden besitzen und vor dem Einwerfen des Schotters in den Erdkarten gehörig geschüttelt werden, damit etwaige Beimengungen zwischen den Eisenstäben durchfallen können. Jede Lage ist für sich abzuwälzen, die unteren Schichten jedoch nur so lange, bis der Steinschlag einigermaßen fest wird, ohne daß die Oberfläche sich vollkommen glättet. Beim Einwalzen der obersten oder Deckschicht hat sich, entgegen den Anschauungen Mac-Adams, Kies oder grober Sand als Binde- oder Füllmaterial gut bewährt, da sich die Hohlräume damit anfüllen und eine zu weitgehende Zersplitterung der Steine unter dem Druck der Walze verhindert wird. Auch würden sich sonst zum Nachteil der Straße die stets vorhandenen kleinen Hohlräume mit Straßenschlamm anfüllen. – Bei weicherem, gut bindendem Gestein werden an Füllmaterial 6–8% der Schottermenge, bei magerem festen Gestein bis zu 15%, im Durchschnitt 10% erforderlich. Das Füllmaterial darf keine erdigen und lehmigen Bestandteile enthalten und sollte erst nach drei- bis viermaligem Abwälzen aufgebracht werden, damit der Steinschlag bereits genügend zusammengepreßt ist und nicht zu viel vom Füllmaterial in die Hohlräume gelangt.


Literatur: Handbuch der Baukunde, Berlin 1892, 3. Teil, 4. Heft, S. 181; Handbuch der Ing.-Wissensch., Leipzig 1903, 1. Bd., 4. Abt., 8. Kap., 3. Aufl., S. 98 ff.

L. v. Willmann.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 720.
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