[781] Schotter oder Steinschlag, auch Kleingeschläg genannt, ist das von Hand oder durch Steinbrechmaschinen zerkleinerte Steinmaterial, welches zur Befestigung der Oberfläche der Steinschlagbahnen dient.
Der von Hand geschlagene Schotter ist gleichmäßiger, aber etwa doppelt so teuer als der durch Maschinen [1] gewonnene, bei welch letzterem allerdings viel Grus und Splitter[781] abfallen, so daß ohne ein nachträgliches Sortieren desselben durch Siebe seine Verwendung besonders für Decklagen nicht zu empfehlen ist. Auch wird die Kohäsion des Materials beim Quetschen durch die Brechbacken der Maschine gelockert, so daß die Stücke selbst weniger widerstandsfähig werden. Am besten ist es, wenn möglichst würfelförmige Stücke erzielt werden, deren Seitenlänge je nach der Schwere des Verkehrs und je nach dem Steinmaterial zwischen 3,5 und 5 cm schwankt. Für den Unterbau der makadamisierten Straßen sind Würfel von 57 cm Seite zu verwenden. Meist wird die Steingröße durch die Straßenbauverwaltungen in der Weise festgesetzt, daß die Steine durch einen Ring, die sogenannte »Lehre«, gerade hindurchgehen, und bestehen in den verschiedenen Ländern hierfür verschiedene Vorschriften. In Baden z.B. hat dieser Ring einen Durchmesser von 4,5 cm im Lichten, im Elsaß 46 cm, in Württemberg 5 cm u.s.w. Die Güte des anzuwendenden Materials für Steinschlag hängt wesentlich von der Verkehrsgröße und von der Lage der Straße ab. Man hat durch Beobachtung von Versuchsstrecken für verschiedene Materialien »Wertziffern« (Koeffizienten) [3] abzuleiten gesucht, durch welche das richtige Material für eine bestimmte Straßenstrecke festgestellt werden soll. Im übrigen geben die Versuchsergebnisse der Materialprüfungsanstalten einen Anhalt. Nessenius [2] unterscheidet 1. fest und gut bindend: Basalt, Porphyr, Granit, Urkalk; 2. fest und mager: Gabbro, Grünstein, Syenit, Hornblende, Quarzfels, Grauwacke, Keupersandstein; 3. weniger fest und gut bindend: Muschelkalk; 4. weniger fest und mager: Buntsandstein und andre lose Sandsteine (s.a. Beschotterung und den folgenden Artikel).
Literatur: [1] Deutsche Bauztg. 1872, S. 221, und 1877, S. 161 und 171; Ahlburg, Der Straßenbau, S. 122; v. Kaven, Wegebau, S. 232 Anm.; Osthof, Wege- und Straßenbau, Leipzig 1882, S. 269; Krüger, Handbuch des Straßenbaues, Jena 1881, S. 139; Leibbrand, Zeitschr. f. Bauw. 1889. [2] Handbuch d. Baukunde, Abt. 3, Heft 4, Berlin 1892, S. 177. [3] v. Willmann, Fortschr. d. Ing.-Wissensch., II, 4, Leipzig 1895, S. 25; Handb. d. Ing.-Wissensch., 1. Teil, Bd. 4, 4. Aufl., Leipzig 1907, Kap. I, S. 125.
L. v. Willmann.