[324] Bruchfugen (Brechungsfugen), diejenigen Lagerfugen eines Mauerbogens oder Gewölbes, die sich bei seiner Ueberlastung auf der Rückenfläche[324] des Gewölbes öffnen, während gleichzeitig am Kämpfer und im Scheitel die dort befindlichen Fugen nach innen klaffen (s. die Figur).
Dieses einseitige Oeffnen der betreffenden Fugen erfolgt, wenn die Stützlinie die in der Figur angedeutete Lage annimmt, bei der an den Stellen a durch Ueberbeanspruchung ein Zermalmen des Materials eintreten kann und infolgedessen ein Kippen der zwischenliegenden Gewölbeteile um die Punkte a erfolgt, was dem Einsturz des Gewölbes unmittelbar vorausgeht. Ist im Scheitel, wie dies in der Regel der Fall ist, keine Fuge vorhanden, so öffnen sich die zunächst liegenden Fugen des Schlußsteins bei b. Durch eine Hintermauerung H (s. die Figur) wird das Kippen der Gewölbeschenkel verhindert und daher die Widerstandsfähigkeit des Gewölbes vergrößert. Bei halbkreisförmiger Wölblinie liegt die Bruchfuge unter einem Winkel w = 5560°. Für ein beliebiges Gewölbe findet man die Lage der Bruchfuge, indem man die Stützlinie so einzeichnet, daß sie (wie in der Figur) den Scheitel der Rückenlinie berührt. Der dieser so eingezeichneten Stützlinie nächste Punkt der Wölblinie bezeichnet die Lage der Bruchfuge.
L. v. Willmann.