Kampfer

[328] Kampfer (Kampher), im allgemeinen Sinne die Kollektivbezeichnung für eine Gruppe fester, flüchtiger, eigentümlich riechender Körper, zumeist keton- oder alkoholartige Abkömmlinge der Terpenreihe, die man empirisch in mehrere Gruppen einteilt: Kampferarten von der Formel C10H20O (Menthol), von der Formel C10H18O (Borneokampfer), C10H20O2 (Terpin), ferner C15H26O (Zedern-, Patschulikampfer) und C10H16O (Japankampfer, Fenchon, Pulegon).

Hierher gehört der gewöhnliche chinesische Laurineen-, Japankampfer oder Kampfer schlechtweg, der durch Destillation aller Teile des Kampferbaumes (Camphora officinarum C. Bauh. = Cinnamomum Camphora Nees = Laurus Camphora L.), insbesondere des Holzes, in China, Japan und auf Formosa gewonnen wird. Ueber Gewinnung und Reinigung s. [1]–[3], [5], [6]. Der Rohkampfer bildet eine kristallinisch-körnige, graue oder rötliche Masse, die durch Sublimation raffiniert wird. Raffinierter Kampfer stellt 1–2 kg schwere, scheibenrunde, mitten durchbohrte Brote vor, die leicht in Stücke zerbröckeln. Die Stücke sind farblos, fettglänzend, in Wasser sehr wenig (1 : 3000), in Alkohol, Aether, Chloroform, Schwefelkohlenstoff, fetten und ätherischen Oelen leicht löslich [6]. Kampfer riecht höchst charakteristisch, schmeckt anfangs gewürzhaft bitter, nachher kühlend, verdampft bei gewöhnlicher Temperatur, dreht in konzentrierter Lösung die Polarisationsebene stark nach rechts und zeigt in Wasser sein verteilt lebhafte Bewegung. Es wird hauptsächlich medizinisch, selten technisch (bei der Celluloidfabrikation) und im Haushalte gegen Motten u.s.w. verwendet. Verschieden von ihm ist der Borneo-, Baros- oder Sumatrakampfer, der von Dryobalanops aromatica Gärtn. stammt und aus den Höhlen der Baumstämme ausgescharrt wird [4], [5]. Das Holz wird gegenwärtig zu Kisten für Pelze (als insektenwidriges Mittel) verarbeitet. Der ganz reine Borneokampfer wird als Borneol C10H18O bezeichnet und tritt in blätterig-kristallinischen Massen oder losen perlmutterglänzenden Kristallblättchen auf, die nicht nach Kampfer, sondern mehr nach Patschuli riechen. – Eine dritte, von den Chinesen in der Heilkunde und bei der Herstellung der Tusche verwendete Art ist der Ngai- oder Blumenkampfer, der aus einer südasiatischen Komposite, Blumea balsamifera DC, gewonnen wird [5]. Künstlicher Kampfer wird aus Terpentinöl dargestellt.


Literatur: [1] Die pharmakognostischen Werke von Flückinger, Vogl, Moeller. – [2] Realencyklopädie der gesamten Pharmacie, 2. Aufl., Wien 1904, Bd. 3, S. 318., – [3] Oishi H., im Jahresbericht von Beckurts, Braunschweig 1883/84. – [4] Maisonneuve, Étude sur la structure et les produits des camphriers de Borneo, Paris 1875. – [5] Vogl, in Wiesner, Rohstoffe u.s.w., 2. Aufl., 1900, Bd. 1, S. 544 ff. – [6] Gildemeister und Hoffmann, Die ätherischen Oele, Berlin 1899, S. 481.

T.F. Hanausek.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 328.
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