[448] Chlorsilbergelatine, ein lichtempfindliches Präparat, das zur Herstellung photographischer Diapositive und Kopierpapiere dient.
Löst man Chlornatrium und Gelatine in Wasser und fügt gelöstes Silbernitrat hinzu, so entsteht ein äußerst sein verteilter Niederschlag von Chlorsilber, welcher in der Gelatine in Form einer Emulsion verteilt bleibt. Läßt man in solchen Chlorsilberemulsionen einen Ueberschuß[448] von Silbernitrat, -zitrat oder -tartrat vorwalten und fügt zur Erhöhung der Haltbarkeit der sensiblen Schicht freie Zitronensäure zu, so erhält man lichtempfindliche Schichten, die sich im Lichte rasch und kräftig schwärzen und zur Herstellung photographischer Auskopierpapiere (sogenannter Aristopapiere) verwendet werden. Läßt man aber das lösliche Chlorid beim Mischen der Emulsion vorwalten, wäscht die Emulsionsgallerte mit Wasser, um alle vorhandenen fremden löslichen Salze (Chloride, Nitrate) zu beseitigen, und überzieht dann damit Glasplatten oder Papiere, so erhält man photographische Schichten, die sich zwar nicht kräftig im Licht schwärzen, aber schon nach kurzer Belichtung ein nicht oder kaum sichtbares Lichtbild geben, das sich jedoch sehr gut mit alkalischem Hydrochinonentwickler oder andern photographischen Entwicklern hervorrufen läßt. Diese Chlorsilbergelatine mit Entwicklung oder Hervorrufung findet vielfach Verwendung zur Herstellung von photographischen Diapositiven (Laternbilder, Projektionsbilder); sie besitzt wohl geringere Lichtempfindlichkeit als Bromsilber, liefert aber einen wärmeren Farbenton und ein feineres Korn der Bildschicht als Bromsilbergelatinebilder; Chlorsilbergelatinepapier mit Entwicklung wird auch Panpapier u.s.w. genannt. Chlorsilbergelatine auf Papier findet zur Herstellung von photographischen Kopien Verwendung.
Chlorbromgelatine enthält ein Gemisch von Chlorsilber und Bromsilber; es steht an Lichtempfindlichkeit zwischen beiden und gibt mit geeigneten Entwicklern schöne braune Bilder, die sowohl zu Laternbildern als für photographische Papierbilder Verwendung finden. Die Chlorbrompapiere sind mäßig empfindlich gegen Gaslicht, so daß man mit ihnen bei sehr gedämpftem Gaslichte manipulieren kann; bei stark genähertem Gaslichte genügt jedoch für normale Negative eine Belichtung von mehreren Minuten, um ein entwicklungsfähiges latentes Lichtbild zu bekommen. Man nennt solche Papiere Gaslichtpapiere; hierher gehören das »Lentapapier« der Neuen Photographischen Gesellschaft in Steglitz-Berlin, das »Tardopapier« von Riebensahm & Posseldt in Berlin, »Tulapapier« der Farbenfabriken vorm. Friedrich Bayer & Co. in Elberfeld, »Veloxpapier« der Nepera Chemical Co., »Melapapier« von H. Bauer und Chlorbromsilbergelatinepapier von E.A. Just in Wien u.a. Vgl. a. Aristopapier und Photographie.
Literatur: Eder, Ausführl. Handbuch der Photographie, 5. Aufl., Bd. 3, Halle a. S. 1903; Eder und Pizzighelli, Die Photographie mit Chlorsilbergelatine, Wien 1881; Just, Positivprozeß mit Gelatineemulsionspapier und Leitfaden für den Positiventwicklungsprozeß für Gelatineemulsionspapier, Wien 1890; Schnauß, H., Diapositive, 2. Aufl., Dresden 1897; Mercator, G., Die Diapositivverfahren, Halle 1897; Coulthurst, How to make lantern slides, London 1898; Liesegang, Chlorsilberschnelldruckpapier, 1901.
J.M. Eder.
Lueger-1904: Chlorsilbergelatine [2]