Entwickler

[468] Entwickler, photographische. Setzt man Bromsilbergelatine- oder Kollodiumplatten kurze Zeit dem Lichte aus, so verändern sie sich nicht sichtbar, haben aber einen unsichtbaren Lichteindruck (latentes Lichtbild) erhalten, der durch sogenannte photographische »Entwickler« sichtbar gemacht werden kann. Derartige photographische Entwickler sind reduzierende Substanzen, die das belichtete Brom- resp. Jodsilber (sogenanntes Silberphotochlorid) zu metallischem Silber reduzieren, nicht aber das unbelichtete. In ähnlicher Weise läßt sich das Lichtbild auf Chlorsilber entwickeln (hervorrufen).

Solche photographische Entwickler sind z.B. Kaliumferrooxalat, das man durch Mischen von Eisenvitriollösung mit überschüssiger Kaliumoxalatlösung erhält. Oder man benutzt Hydrochinon, Brenzkatechin oder Pyrogallol in alkalischer Lösung mit Zusatz von Natriumsulfit, z.B. eine Lösung von 900 ccm Wasser, 75 g Natriumsulfit, 10 g Hydrochinon und 150 g kristallisierter Soda. – Brenzkatechin gibt mit kaustischen Alkalien gute Rapidentwickler, z.B.A. 50 g Natriumsulfit, 500 ccm Wasser und 10 g Brenzkatechin, B. 7 g Aetznatron in 500 ccm Wasser; vor dem Gebrauch mischt man 1 Teil der Lösung A mit 1 Teil der Lösung B und fügt 4 Teile Wasser zu. – Sehr wirksam beim Entwickeln von Momentaufnahmen ist auch Metol (schwefelsaures Methylparaamidophenol): A. 1 Teil Metol, 10 Teile Natriumsulfit, 100 Teile Wasser; B. 1 Teil kristallisierte Soda, 10 Teile Wasser. Man mischt vor dem Gebrauche gleiche Teile der Lösung A und B. Langsame Entwickler gibt Glyzin (= Paraoxyphenylglyzin); man löst 5 Teile Glyzin, 100 Teile Wasser, 15 Teile kristallisiertes Natriumsulfit, 25 Teile Pottasche; von dieser konzentrierten Vorratslösung mischt man 1 Teil mit 4 Teilen Wasser. – Sehr gute Entwickler geben mit ähnlichen Vorschriften Adurol (Monobromhydrochinon), Edinol (= salzsaures Salz des Amidooxybenzylalkohols), Rodinal und Unal (Gemisch von[468] Paramidophenolnatrium mit Sulfit), Eikonogen (= amidonaphtholsulfosaures Natrium), Ortol (gleiche Moleküle Methylorthoamidophenol und Hydrochinon). Alle diese Entwickler werden mit Soda, Pottasche oder andern Alkalien gemischt verwendet. – Der Amidolentwickler, der aus salzsaurem Diamidophenol besteht, wird nur mit Natriumsulfit gemischt und entwickelt auch (ähnlich wie der Eisenoxalatentwickler) bei schwach saurer Reaktion. Bei allen diesen Entwicklern bewirkt der Zusatz einer Lösung von Bromkalium oder andrer löslicher Bromide Verlangsamung des Entwicklungsprozesses; daher dienen solche Salze als »Verzögerer« beim Entwickeln zu lang belichteter photographischer Platten. – Die photographischen Entwickler werden in konzentriertem Zustande fertig gemischt oder als gemischte Pulver in Patronenform oder in Tabletten gepreßt in den Handel gebracht. – Als Standentwicklung bezeichnet man die sehr langsame Entwicklungsmethode, bei der die Bromsilbergelatineplatten in großen Behältern, die mit sehr verdünnter Entwicklungsflüssigkeit (meist Glyzin) gefüllt sind und darin je nach Belichtung ungefähr 1/4–1 Stunde (auch noch länger) verbleiben. – Entwickler für Jodsilber- oder Chlorsilberplatten zeigen andre Mischungsverhältnisse.


Literatur: Eder, Ausführliches Handbuch der Photographie, 3. Bd., 5. Aufl. 1903; H.W. Vogels »Photographie«, bearbeitet von E. Vogel, Braunschweig 1900; Eder, Rezepte und Tabellen für Photographen, 6. Aufl., Halle a. S. 1905; Miethe, Lehrbuch der praktischen Photographie, 2. Aufl., Halle a. S. 1902; Hübl, Die Entwicklung der photographischen Bromsilbergelatineplatte, 2. Aufl., Halle a. S. 1901; Schmidt, Kompendium d. prakt. Photogr., 9. Aufl., Karlsruhe 1903.

J.M. Eder.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 468-469.
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