Dismembrator

[779] Dismembrator, Desintegrator (Enthülser, Zerteiler). Beide unterscheiden sich nur hinsichtlich der historischen Entwicklung [1]. Heute versteht man darunter eine nur noch selten in der Getreidemüllerei, eher für andre Zerkleinerungszwecke gebrauchte Maschine, bei der sich zwei senkrechte oder auch wagerechte Scheiben gegenüberstehen, die mit runden Stiften besetzt sind, so daß die Stifte der einen Scheibe zwischen denen der andern hindurchstreichen können. Entweder läuft nur eine der beiden Scheiben um oder beide.

Das wirksame Prinzip ist hier der Schlag gegen freischwebende Teile (ein Schlag, demjenigen ähnlich, den man einem geworfenen Balle mit dem Ballholze erteilt [2]). Vielfach wird aber hiermit das Prinzip der Quetschung verbunden, indem die Stifte so gesetzt werden, daß sie dicht aneinander vorbeistreichen und zwischen sie geratene Mahlgutteilchen zerdrücken. (Die ursprünglich an die Maschine geknüpften großen Hoffnungen haben sich nicht erfüllt. Eine Hauptschwierigkeit liegt in der hohen Umdrehungszahl und dem hohen Kraftverbrauch.) Man hält teilweise Wasserkühlung der Lager und, zur Verminderung des Widerstandes im Innern, Luftverdünnung (durch Aspiration) für nützlich. In der Getreidemüllerei liefern sie das beste Ergebnis, wenn ein Vorbrechen auf Walzen stattfindet, am häufigsten aber findet die Verwendung zum letzten Ausschlagen der Schalen (Kleie) statt. Verdient um die Ausbildung des Dismembrators haben sich die Firmen Nagel & Kaemp, Hamburg, Ferd. Kraus, Neuß, und die Maschinenfabrik für Mühlenbau, vorm. C.G. W. Kapler, Berlin, gemacht (s. deren Kataloge). Die Angaben über Leistungen bei Schalenausmahlung schwanken zwischen 5000 und 15000 kg in 24 Stunden, je nach Größe der Maschine, 14000–25000 kg vorgebrochenes Weizenschrot und 12500–25000 kg Roggenschrot, ebenfalls vorgebrochen. Kraftverbrauch 2–61/2 PS. – Vgl. a. Schleudermühlen.


Literatur: [1] Pappenheim, Gustav, Populäres Lehrbuch der Müllerei, Wien 1890, S. 256. – [2] Kick, Fr., Die Mehlfabrikation, Leipzig 1894, S. 228 u. 229.

Arndt.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 779.
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