Drehstuhl

[95] Drehstuhl, dient zum Abdrehen kleiner Gegenstände besonders in der Feinmechanik und Uhrmacherei. Man unterscheidet Spitzen- oder Stiftendrehstühle und Dockendrehstühle.

Einen Stiftendrehstuhl von Lorch, Schmidt & Co., Frankfurt a. M.-Bockenheim, zeigt Fig. 1. Die Stange b, die bei a in einen Schraubstock gespannt werden kann, trägt zwei Säulen oder Docken (s.d.), in deren Kopf sich zwei Stifte c und d verschieben und festspannen lassen. Diese sind gewöhnlich an der einen Seite mit Spitzen, an der andern mit Vertiefungen versehen, um zwischen sich entweder angekörnte oder zugespitzte Werkstücke aufnehmen zu können. Um diese in Umdrehung zu versetzen, schiebt man auf dieselben eine kleine Rolle (Drehrolle), schlingt um diese die Schnur eines Dreh- oder Fiedelbogens und setzt sie mit der einen Hand in hin und her gehende Drehung, während die andre das Werkzeug führt, das gegen eine Auflage oder Vorlage e[95] gestützt wird. Statt der aufgeschobenen Rolle bedient man sich auch zweiteiliger, zusammengeschraubter Rollen (Schraubenrollen) für verschieden starke Werkstücke.

Scheibenförmige Arbeitsstücke werden mit Hilfe der mit einer Rolle versehenen Drehstifte bearbeitet. Entweder wird das Werkstück auf die schwach konischen Drehstifte geschoben und nur durch Reibung festgehalten, oder die Drehstifte tragen ein Gewinde mit festem Anschlag, gegen den das Werkstück geschraubt wird. Das Gewinde ist linksgängig, damit das Werkstück beim Drehen sich nicht losschrauben kann (linker Drehstift).

Bei den Dockendrehstühlen Fig. 2 (Lorch, Schmidt & Co., Frankfurt a. M.-Bockenheim) trägt die rechts vom Arbeiter befindliche Docke eine Spindel, die nebst der Mitnehmerscheibe a durch Rolle und Drehbogen, durch Handkurbel oder durch Trittrad mit Schnur in Bewegung gesetzt wird. Die Scheibe b vereinigt mehrere Spitzen in sich. Der Schaft c ist durchbohrt und trägt am vorderen Ende einen Arm d, in dessen Oeffnung eine mit Löchern und Körnern versehene Scheibe b eingesetzt ist. Die zur betreffenden Arbeit passende Versenkung oder das Loch der Scheibe wird durch den durch den hohlen Schaft geschobenen Zentrierstift in die richtige Lage gebracht und festgeklemmt. Fig. 3 ist ein Drehstuhl derselben Firma mit Wangenführung. Die Stiftendrehstühle haben den Vorzug der Genauigkeit, weil zwischen festen Spitzen gedreht wird. Nach den Arbeiten unterscheidet der Uhrmacher Unruh- und Spindelrollen, ferner Unruh-, Kronrad-, Schnecken-, Zifferblattdrehstifte u.a. und ebenso verschiedene Drehstühle. Zuweilen wird das Arbeitsstück von einer losen Drehrolle aus durch Mitnehmerstift und Herzstück mitgenommen. Zu den Drehstühlen gehören auch der Schraubenpolier- und Zapfenroulierstuhl zum Polieren der Schrauben und dünnen Zapfen der Taschenuhren. – Der Universaldrehstuhl trägt außer der Auflage für das freihändige Drehen einen kleinen Support, ähnlich wie Drehbänke.

Dalchow.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 95-96.
Lizenz:
Faksimiles:
95 | 96
Kategorien: