Durchgangsventile

[168] Durchgangsventile enthalten die Eintritts- und Austrittsöffnung in gleicher Achse hintereinander, im Gegensatz zu Eckventilen (s.d.); sie sind in der Regel als Absperrventile (s.d.) gebaut.

Im rechten Winkel zur Rohrachse steht die Ventilspindell und drückt mit ihrem inneren Ende den Ventilteller oder Kegel auf den Rand des Ventilsitzes gegen den abzusperrenden Druck. Das bauchige Gehäuse enthält eine schräge, von der Sitzöffnung durchbrochene Scheidewand und wird an der reichlich weiten Seitenöffnung durch einen eingelassenen Deckel mit Stopfbüchse und Säulenaufsatz geschlossen.

Gehäuse und Deckel bestehen aus Gußeisen, soweit der Betriebsdruck 13 Atmosphären nicht übersteigt, darüber hinaus nur bei kleinen Ventilen bis 50 mm Weite; bei höherem Druck und auch bei Heißdampf von geringerer Spannung aus Stahlguß; in kleinen Abmessungen und bis zu Temperaturen von höchstens 200–300° auch aus Bronze, Fig. 1 (s. Rohre, Normalien).

Die Baulänge ist verschieden. Das normale Maß von 2 d + 100 mm für d mm Weite läßt sich nicht immer einhalten. An den Ventilen nach Fig. 2 [1] besteht es, mit Ausnahme der Weiten von 150, 175 und 200 mm, wofür 2 d + 110 genommen ist. An den Ventilen nach Fig. 3 [2] beträgt der über 2 d hinausgehende Zuschlag 105 für d = 25; 110 für 30 und 35; 120 für 40–90; 130 für 100–300. An Hochdruckventilen für 8–20 Atmosphären ist 2 d + 150 mm als Normalmaß angesetzt. Hierbei erhalten die Flanschen Vorsprung und Eindrehung von 3–5 mm zur Einbettung der Dichtung. Flanschendurchmesser und Lochkreis entsprechen in der Regel den Normalien für Flanschenrohre. Die Zahl der Schrauben für Fig. 2 [2] findet sich um zwei größer als normal, mit Ausnahme von 150 l. W., und die Schraubenstärke für 100–125 l. W. dafür nur 5/8 statt 3/4'', im übrigen normal.

Sitz und Kegel bestehen aus Rotguß. Die Sitze werden fast zylindrisch eingepaßt, seit eingepreßt, seltener eingeschraubt, ausgedreht und in der Sitzfläche (von 3–7 mm Breite) mit[168] dem Kegel zusammengeschliffen. An Heylandts Ventilen (Fig. 7) liegen die Dichtflächen am äußeren Rande des Sitzes, durch vorspringende Ränder vor dem durchgehenden Strahl geschützt [3]. Die in Fig. 4 sowie unter Eckventil (Fig. 1) gezeichneten Dichtringe bestehen aus Nickel und eignen sich besonders für Heißdampf [2]. In den Jenkins-Ventilen (Fig. 8), dichtet ein auswechselbarer Vulkanfiberring auf Metall oder Eisen [4] und [5]. Die Spindeln für Ventile bis 100 mm Weite bestehen aus Rotguß, für größere Ventile aus Stahl oder (mit einem Preiszuschlag von etwa 0,23 d – 20 ℳ.) aus Rotguß.

Heißdampf erfordert Stahlspindeln. Die Ventilspindell dichtet bei voller Oeffnung des Ventils mit einem kegeligen Bunde oder dergl. den Durchgang zur Stopfbüchse von innen ab, so daß man diese auch während des Betriebes öffnen und verpacken kann. Das flachgängige Gewinde liegt nur bei kleinen Ventilen innen (Fig. 1 und 8), sonst außen und führt sich in einer schmiedeeisernen (oder auch gußeisernen) Brücke meist mit besonders eingesetzter Buchse mit Muttergewinde. Statt des Säulenaufsatzes kommen auch am Deckel angegossene Bügel vor (Fig. 10), auch eingegossene Schmiedeisenbügel [2].

Der Ventilteller sitzt drehbar und lose an der Spindel. Die Stiftführung (Fig. 2) der unter [1] genannten Firma fällt bei Ventilen bis 100 mm Weite fort. Die obere Führung (Fig. 3) [2] muß etwa 1/4 d vom Sitz Abstand halten, um genügende Durchgangsweite zu lassen; Flügelführung in der Sitzöffnung drängt den Kegel seitwärts und klemmt sich im Sitz leicht[169] unter der Wirkung des Spindeldruckes. Eine Verbesserung zeigt Fig. 4 [2]. Obere und untere Führung (Fig. 7) vereinigt die Vor- und Nachteile beider Arten und ist nicht gerade nötig, selbst bei Wechselventilen (Fig. 5) [2] mit zwei Sitzen. Für die Umschaltung des Abdampfes zwischen Auspuff und Kondensation dienen Wechselventile nach Fig. 6 mit Dichtung von Weißmetall auf Gußeisen [1], Das Ventil Fig. 9 mit Phosphorbronzeringen hat Stegführung [6]. In den Wiß-Ventilen (Fig. 10) teilt sich der Strom in zwei seitliche Zweige, deren Rückwirkungen auf den Teller sich ausgleichen, so daß dieser sich nicht einseitig aufsetzt und sich gleichmäßiger hält [7] und [2]. An großen Ventilen von 200–400 mm Weite mit hohem Druck entlastet man die Spindel, indem man den Druck von oben auf den Teller wirken läßt [8], und ermöglicht dabei leichtes Oeffnen durch ein kleines Durchlaßventil im Teller, so daß die Spindel erst dieses und beim Weiterdrehen den bereits entlasteten Teller hebt (Fig. 11).

Mit Rechtsdrehung schließt man das Ventil und öffnet es mit Linksdrehung. Um die Stellung leicht zu erkennen, läßt sich ein Zeiger anbringen [10]. Für hochliegende Ventile wendet man Zahnrad- oder Schneckentriebe mit Welle oder Kettenzug an (Fig. 12) [9].

Der Preis der Ventile von D cm Weite beträgt D (3 + 0,2 D) bis D (4 + 0,3 D) ℳ. und steigt je nach Ausführung bis D (10 + 0,5 D) ℳ. für Hochdruckventile aus Stahlguß.


Literatur: [1] Firma Dreyer, Rosenkranz & Droop in Hannover; Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ingen. 1898, S. 931. – [2] Firma Schäffer & Budenberg, G.m.b.H., Magdeburg-Buckau, D.R.P. Nr. 90787, Nickeldichtung. – [3] Firma C. Louis Strube in Magdeburg-Buckau, D.R.P. Nr. 74320. – [4] Firma Rudolph Barthel in Chemnitz. – [5] Firma Frankenthaler Maschinenfabrik, vorm. Klein, Schanzlin & Becker in Frankenthal i. d. Pfalz. – [6] Firma Dicker & Werneburg in Halle a. S., D.R.P. a. – [7] Firma A.L. G. Dehne in Halle a. S., D.R.P. Nr. 133859. – [8] Firma Bopp & Reuther in Mannheim. – [9] Firma Franz Seiffert & Co. in Berlin SO. – [10] Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ingen. 1902, S. 1006, und 1898, S. 913.

Lindner.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 5., Fig. 8., Fig. 10.
Fig. 5., Fig. 8., Fig. 10.
Fig. 6., Fig. 7., Fig. 9.
Fig. 6., Fig. 7., Fig. 9.
Fig. 11., Fig. 12.
Fig. 11., Fig. 12.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 168-170.
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168 | 169 | 170
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