[246] Einschnittbetrieb, englischer.
Dieser zuerst in England zur Aushebung tiefer Einschnitte in weicheren Bodenarten angewendete Betrieb besteht darin, daß etwa in der Sohlenhöhe des herzustellenden Einschnitts ein Stollen von 2,3 m Breite und 2,6 m Höhe durch die Erderhebung getrieben wird, in welchem Förderwagen auf Schienen verkehren können. Sodann werden gleichzeitig in der Längsrichtung des Stollens Schächte von etwa 1,5 qm Querschnitt hergestellt, durch die, bei trichterförmiger Erweiterung des oberen Endes, der Boden in die[246] unten bereitstehenden Wagen gestürzt wird. Werden die Trichterböschungen zu flach, so müssen neue Schächte angelegt werden. Die Ausschachtung und Auszimmerung des Stollens geschieht wie im Tunnelbau. Als Vorteile dieser Aushubweise werden von Rziha [1] hervorgehoben: die geringen Gewinnungs- und Ladekosten, die leichte Anlage der Förderbahnen wegen der Vermeidung großer Gefälle, die Ersparnis an Gleisen und Weichen und die leichte Entwässerung durch den Sohlenstollen. Allerdings leiden bei großen Höhen der Schächte die Förderwagen durch das Aufschlagen der abstürzenden Bodenmassen, und die Herstellung des Stollens und der Schächte erfordert einen gewissen Aufwand; dennoch ergibt sich nach Meyer [2], daß für zweigleisige Bahneinschnitte auch in mildem Gebirge der englische Betrieb schon bei 8 m Tiefe mit Vorteil angewendet werden kann und daß er bei 20 m Tiefe in jedem Felsboden selbst für eingleisige Einschnitte mit einer Ersparnis gegenüber dem gewöhnlichen Betriebe verbunden ist. S.a. Einschnitt.
Literatur: Zeitschr. des Arch.- und Ing.-Vereins zu Hannover 1870, S. 64; ebend. 1881, S. 25; Zeitschr. des österr. Ing.- und Arch.-Vereins 1880, S. 144; Handb. für Baukunde, Abt. III, Heft 4, S. 46 und 61. [1] Rziha, Der englische Einschnittbetrieb, ein Beitrag zum Erdbau, Berlin 1872. [2] Handb. der Ing.-Wissensch., 3. Aufl., Bd. 1, Abt. 2, Kap. 3, S. 115.
L. v. Willmann.