Falzziegel

[598] Falzziegel, Dachziegel mit Vorsprüngen, mit denen sie einen oder mehrere Nachbarziegel übergreifen, während anderseits der Nachbarziegel mit seinem Vorsprung in den Falz eingreift. Man unterscheidet gepreßte (französische) Falzziegel und Strangfalzziegel (Bergziegel).

Das älteste Modell der Falzziegel (Gilardoni, Altkirch) ist der sogenannte Rauten- oder Herzziegel (Fig. 1). Die einzelnen Ziegel überdecken lieh bei dieser Art kreuzweise, weshalb an den Seiten des Daches noch halbe Ziegel (Fig. 1, in der untersten Reihe abgebildet) zu verwenden sind, um einen richtigen Anschluß am Dachgiebel zu erreichen. Da die Benutzung halber Ziegel nicht immer wünschenswert war, so erfand man bald Formen, bei denen sich die einzelnen Ziegel nicht mehr kreuzweise, sondern geradlinig überdeckten (Fig. 2). Außer großen Falzziegeln, von denen 14–15 auf 1 qm Dachfläche kommen, sind auch vielfach, namentlich in den nördlichen Teilen Frankreichs und in Nordwestdeutschland, Falzziegel in Gebrauch, von denen 22 auf 1 qm Dachfläche erforderlich sind. Es sind dies die nach ihrem Erfinder benannten Bouletziegel (Fig. 3). Falzziegel eigenartiger Form werden in den Vereinigten Staaten von Amerika hergestellt; es sind Ziegel, die in ihrer gesamten Konstruktion an die Mönche und Nonnen erinnern, nur ist der Mönch viel schmaler als bei den genannten Dachziegeln und die Nonne verhältnismäßig breiter;[598] Fig. 4 gibt einen Querschnitt durch eine Reihe solcher Dachziegel. Zur Deckung von runden Türmen werden vielfach nur Nonnen, Conosera tiles genannt, angewendet, von denen Abbildungen und Beschreibung sich in [2] finden. – Rautenförmige Falzziegel, die wie die vorhergenannten eine sehr wirkungsvolle, wenn auch etwas schwerere Dachdeckung geben, zeigt Fig. 5. Die Strangfalzziegel besitzen nur in ihrer Längsrichtung Falze; sie überdecken daher nur einerseits den Nachbarziegel und werden auf der andern Langseite von dem andern Nachbarziegel überdeckt. Eine Dachdeckung mit solchen Strangfalzziegeln, System Benckendorff & Jüngst, ist in Fig. 6 in perspektivischer Ansicht und in Fig. 7 im Schnitt dargestellt [3], [4]. Diese Dachziegel wurden zuerst von verschiedenen Ziegelfabrikanten in der Schweiz hergestellt und erhielten aus diesem Anlaß im Gegensatz zu den französischen Falzziegeln den Namen Bergziegel.

Während die französischen oder eigentlichen Falzziegel mittels besonderer Pressen hergestellt werden (s. Falzziegelpresse), erfolgt die Herstellung der Strangfalzziegel auf gewöhnlichen, einen kontinuierlichen Strang auspressenden Ziegelmaschinen unter Benutzung besonderer Mundstücke und Abschneideapparate (s. Ziegelfabrikation). Außer diesen hier im Bilde vorgeführten Formen von Falzziegeln sind noch zahllose andre vorhanden, da fast jede Maschinenfabrik, die Falzziegelpressen baut, und jede große Ziegelei, die Falzziegel fabriziert, ihr eignes, vielfach durch Patent oder Mutter geschütztes Modell besitzt.


Literatur: [1] Lejeune, E., Guide de Briquetier et de Chaufournier, 3. Aufl., Paris (ohne Jahreszahl). – [2] Dümmler, K., Die Ziegel- und Tonwarenindustrie in den Vereinigten Staaten und auf der Columbus-Weltausstellung in Chicago, Halle a. S. 1893. – [3] Jüngst, C., Neuere Strangfalzziegel, in Deutsche Töpfer- und Zieglerzeitung 1890, Nr. 2–5, Halle a. S. – [4] Mitteilungen über die Fortschritte der Strangfalzziegelfabrikation, ebend., Jahrg. 1897, Nr. 11. – [5] Dümmler, K., Handbuch der Ziegelfabrikation, Halle a. S. 1900, S. 506 ff. – [6] Notizblatt des Deutschen Vereins für Fabrikation von Ziegeln u.s.w., 1865–1880, und Notizblatt des Deutschen Ziegler- und Kalkbrennervereins, 1881–1900.

Dümmler.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5.
Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5.
Fig. 6., Fig. 7.
Fig. 6., Fig. 7.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 598-599.
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