Filter [2]

[282] Filter. In neuerer Zeit haben die Schnellfilter Verbreitung gefunden. Sie werden verwendet: 1. zur Klärung natürlich trüben Rohwassers für gewerbliche Zwecke; 2. zur Klärung von chemisch vorbehandeltem Wasser; 3. zur Vorbehandlung von Wasser vor der Feinfiltration, Ozonisierung oder Reinigung mit ultravioletten Strahlen.

Die Schnellfilter müssen kräftige, einfache und zugängliche Konstruktion besitzen und eine gleichmäßige Verteilung des Wassers über ihren Querschnitt ermöglichen. Die Reinigung muß zuverlässig, rasch und durch jeden Arbeiter erfolgen können, muß in allen Schichthöhen gleichmäßig wirksam sein und geschehen, ohne daß der Sand aus dem Filter entfernt oder mit den Händen berührt wird. Die Reinigung darf nur einen geringen Wasserdruck und einen kleinen Wasserverbrauch bedingen. Von besonderer Wichtigkeit sind ferner automatische Reguliervorrichtungen für konstanten Wasserzufluß und konstante Filterleistung. – Wichtigere Systeme sind:

1. Die Kombination von Grob- und Feinfiltern System Peter nach Patent Reisert [1]. Sie wurde erstmals beim Wasserwerk der Stadt Zürich angewendet, um makroskopische Unreinigkeiten von den Feinfiltern fernzuhalten. Die Reinigung der Grobfilter erfolgt durch ein Gemisch von Wasser und Druckluft.

2. Die Schnellfilter der Firma H.A. Reisert, G.m.b.H., Cöln. Diese werden neuerdings für größere Anlagen in Beton bezw. Eisenbeton und in rechteckiger Form hergestellt [2]. Die Reinigung erfolgt durch gepreßte Luft und Wasser, welche das Filterbett von unten her etwas anheben, wobei das Filtermaterial nach und nach durch das allmählich langsamer nachströmende Waschwasser zurückfällt.

3. Das Filtersystem Howatson [2], welches unter anderm in den Mitteilungen der Kgl. Landesanstalt für Wasserhygiene, Berlin 1907, Heft 8, beschrieben wird.

4. Das Schnellfiltersystem Wurt (Weißensee bei Berlin), bei welchem ein geschlossener Kessel mehrere Filterschichten übereinander aufweist. Dabei liegen jedoch alle Dichtungen außerhalb des Kessels [2], [3].

5. Das Bollmann-Filter der Firma G. Bollmann in Hamburg [2].

6. Von den zahlreichen weiteren Firmen, welche Schnellfilter bauen, nennen wir hier nur Dr. Drechsler, Dresden; Voran, Apparatebaugesellschaft, G.m.b.H., Frankfurt; L. Schröter, Maschinenfabrik, Reppen.

7. Eine besondere Art von Schnell- und Grobfilter stellt das Wasserreinigungssystem Puech-Chabal dar [2]. Es ist eine Kombination von mehreren treppenartig übereinander liegenden Grob- und Schnellfiltern mit zwischengeschalteten Kaskaden zur Lüftung und Belichtung des Wassers. Der Zweck des Verfahrens ist, stark verunreinigte Wässer so weit vorzuklären, daß sie hernach durch eines der andern Verfahren entkeimt werden können. Für besonders wichtig hält die in Paris ansässige Firma die durch die Kaskaden bewirkte Sauerstoffzufuhr zum Wasser. Das erste Filter dieser Art in Deutschland wurde seitens der obengenannten Gesellschaft für die Stadt Magdeburg mit einer täglichen Leistung von 45000 cbm ausgeführt. Die Anlage hat sich so gut bewährt, daß die Stadt Magdeburg inzwischen eine Erweiterung derselben beschlossen hat [2].


Literatur: [1] Journal s. Gasbel. u. Wasserverf. 1889, S. 1126; 1901, S. 681. – [2] Weyrauch, Wasserversorgung der Städte, 2. Bd., Leipzig 1914. – [3] Glasers Annalen 1910, Bd. 67, Nr. 795. – [282] [4] Tillmanns, Wasserreinigung und Abwässerbeseitigung, Halle 1912. – [5] Fischer, Das Wasser, Leipzig 1914.

R. Weyrauch.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 282-283.
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