Flußschiffahrt [2]

[292] Flußschiffahrt. Die Flußschiffahrt hat trotz der gefährlichen Konkurrenz der Eisenbahn namentlich in Deutschland. eine zunehmende Steigerung erfahren.

Der deutsche Binnenschiffahrtsverkehr hat von 1875 bis 1900 von 1763 Millionen Tonnenkilometer auf 9348, d.h. im Verhältnis von 1 : 5,5, zugenommen, während der Eisenbahnverkehr in dem gleichen Zeitraum von 10,9 Millionen Tonnenkilometer auf 36,9, d.h. im Verhältnis von 1 : 3,6, gestiegen ist. Dies ist in der Hauptsache in den billigeren Frachten der Flußschifffahrt begründet; dieselben betragen im Durchschnitt für das Tonnenkilometer 0,73 bis 0,90 Flußschiffahrt [2], während die günstigsten Ausnahmetarife der preußischen Eisenbahnen 1,29 Flußschiffahrt [2] für das Tonnenkilometer und außerdem 60 Flußschiffahrt [2] Abfertigungsgebühren für die Tonne berechnen. Der Massengüterverkehr auf dem Wasserwege wird jedoch erst für Strecken über 50 km vorteilhaft.

Als Antriebskraft für die Fortbewegung der Flußschiffe kommt neuerdings fast nur der Maschinenantrieb in Frage, entweder als Flußdampfer für reinen Personenverkehr, für Güterverkehr oder für gemischten Betrieb. Für den reinen Güterverkehr bilden die Schleppzüge aus 3 bis 4 Lastschiffen ohne eigne Antriebskraft, von einem Schleppdampfer geführt, die gebräuchlichste Verkehrsform. Dies ergibt sich auch aus nachstehender Statistik der deutschen Binnenschiffe für das Jahr 1907. In diesem Jahre wurden gezählt:


Flußschiffahrt [2]

Die sogenannte Kettenschlepperei mit Kettenraddampfern hat sich nur auf wenigen Flüssen einbürgern können, ebenso ist die Treidelei der Lastschiffe mit Hilfe von Dampf- oder elektrischen Lokomotiven nur für einzelne Kanalstrecken zur Einführung gelangt. Dagegen findet in der Flußschiffahrt für kleinere Lastschiffe und für Schlepper die Oelmaschine und im besonderen der Dieselmotor mehr und mehr Eingang. Die Tragfähigkeit der Lastschiffe ist ständig gewachsen und verkehren auf dem Rhein Lastschiffe bis zu 3000 t, auf der Elbe solche bis zu 1400 t und auf der Weser solche bis zu 700 t Tragfähigkeit. Für die Stromseeschiffahrt hat sich der Seeleichter im Schleppzüge mit einem starken Seeschlepper eingebürgert und als ein vorzügliches Anschlußglied zwischen Uebersee- und Flußtransport herausgebildet.


Literatur: [1] K.L. Schecher, Verkehrslehre der Binnenschiffahrt, Halle 1911. – [2] Nauticus, Die Binnenschiffahrt und ihre wirtschaftliche Stellung in Deutschland, Berlin 1911. – [3] O. Teubert, Die Binnenschiffahrt, Leipzig 1912. – [4] Ders., Die deutsche Binnenschiffahrt von 1888 bis 1913, Schiffbau 1913, Nr. 19, 20, 21, Berlin.

T. Schwarz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 292.
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