[603] Gradient, barometrischer, ein von der neueren Meteorologie geschaffenes Maß für die Größe des barometrischen Gefälles, der Aenderungen des gleichzeitig herrschenden Luftdruckes von einem Ort zum andern.
Da die Isobaren diejenigen Orte verbinden, wo die auf Meeresniveau und 0° sowie meist auch auf gleiche Schwere reduzierten Barometerstände gleich sind, so trifft man die größten Luftdruckänderungen beim Fortschreiten senkrecht zur Isobare und man bezeichnet die in Millimetern gemessene Druckabnahme, wenn man in dieser Richtung um einen Aequatorgrad (111 km) fortschreitet, als den barometrischen Gradienten; die Richtung des Gradienten nach dem niedrigen Druck hin gibt zugleich die Richtung des barometrischen Gradienten. Zuweilen nennt man diesen den horizontalen barometrischen Gradienten, im Gegensatz zu dem vertikalen barometrischen Gradienten, der ein Maß der Druckabnahme nach der Höhe darstellt; bei seiner Berechnung werden ebenfalls auf Meeresniveau reduzierte Barometerstände zugrunde gelegt oder, was das gleiche ergibt, es wird der Unterschied der nur auf 0° korrigierten Stände, um das Gewicht der zwischenliegenden Luftsäule verringert, in Rechnung gebracht. Mit der Zunahme des barometrischen Gradienten wächst die Stärke des Windes. Untersuchungen über dies Verhältnis haben ergeben, daß die Windgeschwindigkeit im allgemeinen schneller wächst als der Gradient und daß dieser trotz der täglichen Periode der Windgeschwindigkeit im Laufe des Tages nahe konstant bleibt. Den stärkeren Winden in den Nachmittagsstunden würden also relativ kleinere Gradienten entsprechen, in Uebereinstimmung mit der Erfahrung, daß die Gradienten bei gleicher Windstärke in der wärmeren Jahreszeit kleiner als im Winter sind, gleichen Gradienten also im Sommer stärkere Winde als im Winter entsprechen.
Literatur: Hann, Lehrbuch der Meteorologie, 2. Aufl., Leipzig 1905.
Großmann.