Hochätzkunst

[78] Hochätzkunst (auch Akrographie, Ektypographie, Hochlithographie genannt) stellt vermittelst des Aetzens Schriftzeichen oder Zeichnungen in Metall oder Stein erhaben her, so daß dieselben eventuell zu Stempeln oder zum Druck auf der Buchdruckpresse dienen können.

Die Hochätzkunst ist schon in früheren Jahrhunderten geübt worden bei Ausschmückung von Waffen, Gefäßen u.s.w.; ihre Anwendung zur Herstellung von druckbaren Platten datiert jedoch erst aus dem 18. Jahrhundert, wo Du Fay in Paris die ersten Versuche damit angestellt hat. Senefelder, der Erfinder der Lithographie, und nach ihm André in Offenbach, Heilten Hochätzungen im lithographischen Stein her, um dieselben gleichzeitig mit Buchdrucktypen drucken zu können, ein Verfahren, das wenig Ausbreitung gefunden hat; für die Buchdruckerei gewann die Hochätzkunst erst Bedeutung, als es Gillot in Paris gelungen war, die von ihm Panikonographie genannte Erfindung der Hochätzung in Zink – sie wird jetzt nach ihm allgemein Gillotage genannt – zur Vollendung für den Druck auf der Buchdruckpresse zu bringen. – Außer Zink benutzt man Kupfer- und Messingplatten, die sämtlich klar und gut poliert sein müssen; auf sie überträgt man das auf Umdruckpapier hergestellte Original oder benutzt dazu Ueberdruck vom lithographischen Stein, von Kupfer- oder Stahlstichplatten, die alsdann in gewöhnlicher Weise hochgeätzt werden; auch lassen sich Zeichnungen direkt in Fettfarbe auf diesen Platten herstellen und ätzen. Die Photographie und der Gummihautpantograph werden namentlich dann zu Hilfe gezogen, wenn es sich um Vergrößerungen oder Verkleinerungen handelt; im ersteren Falle bezeichnet man das Verfahren auch bei Wiedergabe von Schriftstücken als Phototypie; doch gehören zur Hochätzkunst mehr oder weniger die Mehrzahl der photomechanischen Verfahren wie Autotypie, Chemitypie, Zinkographie u.s.w.; vgl. Aetzen.

J.M. Eder.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 78-79.
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