[114] Holzfräsmaschinen unterscheiden sich von den Metallfräsmaschinen zunächst durch die wesentlich größere Anzahl der Umdrehungen des Werkzeugs, ferner durch die bei den Metallfräsmaschinen selten angewandte Bauart mit senkrechter Werkzeugspindel und untenliegendem Antrieb (s. Fräsmaschinen, Bd. 4, S. 174, Fig. 61) und durch die weitaus vorherrschende Zuführung des Arbeitsstücks von Hand. Sie dienen vorzugsweise zur Herstellung gerader und geschweifter Kehlarbeiten, zum Fügen, Federn, Zapfenschneiden, Schlitzen, Abplatten von Türfüllungen u. dergl. Als Werkzeuge finden Fräser, Messerköpfe, Messerscheiben und Kreissägen Verwendung.
Die übliche Ausführung einer Tischfräsmaschine zeigt Fig. 1. Die Frässpindel ist in einem Schlitten gelagert und kann mit Hilfe der durch Handrad und Kegelräder drehbaren Schraubenspindel und der an dem Schlitten festen Mutter in der Höhe verstellt werden. Bisweilen wird das obere Ende der Frässpindel durch einen Arm, der auf dem Tisch aufgeschraubt wird, gestützt. Der Tisch besitzt eine Ausdrehung und Einlageringe, die bei Fräsköpfen, die teilweise unter die Tischoberfläche herabreichen, weggenommen werden können. Für die Beteiligung und Führung von Anschlägen, Winkeln, Schlitten u.s.w. sind Nuten im Tisch vorhanden. Beim Fräsen von Hölzern an der Hirnseite (Fig. 2) darf die Bearbeitung mit dem sich links drehenden Fräser (I) nicht bis zur rechten Kante hin fortgesetzt werden, da an dieser ein Aussplittern des Holzes eintreten würde; es muß deshalb die Bearbeitung an der rechten oberen Seite von rechts her mit einem sich rechts drehenden Fräser (II) erfolgen. In der Regel besitzen deshalb die Tischfräsmaschinen Rechts- und Linksgang der Frässpindel. Man muß dann bei Werkzeugen, die nur in einer Richtung schneiden, mit der Aenderung der Drehrichtung diese auswechseln oder die in beiden Richtungen schneidenden Kronfräser (s. Fräser, Bd. 4, S. 153, Fig. 53) verwenden.
Da das Auswechseln der Werkzeuge lästig ist und die Kronfräser schlechte Schneidwinkel haben, so verwendet man an Stelle der einspindeligen Tischfräsmaschinen mit Links- und Rechtsgang Tischfräsmaschinen mit zwei Spindeln, von denen die eine beständig links, die andre[114] rechts sich dreht (doppelspindelige Fräsmaschine) (Fig. 3). Die Bearbeitung eines Gegenstandes findet dann teils mit dem linken, teils mit dem rechten Fräser statt.
Eine weitere Ausführungsform der Holzfräsmaschinen sind die Tischfräsmaschinen mit Oberfräse (Fig. 4), die eine untere und eine obere Frässpindel besitzen. Die Unterfräse dient dem gleichen Zweck und besitzt dieselbe Einrichtung wie die gewöhnliche Tischfräsmaschine, während die Oberfräse hauptsächlich zur Herstellung erhabener, durchbrochener und vertiefter Holzarbeiten verwendet wird. Die obere Frässpindel ist in einem Schlitten gelagert, der mittels Handhebels der Höhe nach einstellbar ist. Um beim Arbeiten mit der unteren Frässpindel allein durch die obere Frässpindel nicht behindert zu sein, wird der Arm, der den oberen Frässpindelschlitten trägt, in der Regel zum Ausschwenken oder Zurückklappen (Fig. 5) eingerichtet.
Für das Nuten und Schlitzen finden bei den Tischfräsmaschinen entweder Messerscheiben oder schwankende Sägblätter Verwendung (s. Sägen), für das Abplatten von Türfüllungen der Abplatthobel (Fig. 6), aus einer Messerscheibe mit zwei radialen und zwei am Umfang befindlichen Messern bestehend, für das Kannelieren von Säulen u.s.w. der Kannelierapparat (s.d.).
Die Tischfräsmaschinen werden auch mit Kreissäge und Langlochapparat vereinigt. Die Holzfräsmaschinen mit horizontaler Frässpindel werden seltener gebraucht; vorzugsweise finden sie zum Fräsen von Hölzern Verwendung, die nach jeder Richtung gekrümmt sind, insbesondere in der Möbel- und Stuhlfabrikation. Sie werden ohne und mit Auflegetisch ausgeführt.
Literatur: [1] Fischer, H., Die Werkzeugmaschinen, Berlin 1901, Bd. 2. [2] Weisbach-Herrmann, Lehrb. der Ingenieur- und Maschinenmechanik, Braunschweig 1896, 3. Teil, 3. Abt., 1. Hälfte. [3] Hoyer, E. v., Lehrb. der vergleichenden mechanischen Technologie, Wiesbaden 1906, Bd. 1. [4] Kataloge der Fabriken für Holzbearbeitungsmaschinen.
A. Widmaier.
Buchempfehlung
Robert ist krank und hält seinen gesunden Bruder für wahnsinnig. Die tragische Geschichte um Geisteskrankheit und Tod entstand 1917 unter dem Titel »Wahn« und trägt autobiografische Züge, die das schwierige Verhältnis Schnitzlers zu seinem Bruder Julius reflektieren. »Einer von uns beiden mußte ins Dunkel.«
74 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro