[308] Kalthämmern, Kaltwalzen, Bearbeiten von Metallen und Legierungen bei gewöhnlicher Temperatur durch Hämmern, Walzen.
Die meisten Metalle u.s.w. setzen der Bearbeitung in gewöhnlicher Temperatur einen so hohen Widerstand entgegen, daß sie nur in wenigen Fällen und nur dann angewendet wird, wenn es sich um verhältnismäßig unbedeutende Formänderungen handelt. Man macht davon Gebrauch, wenn das Erwärmen erspart oder die damit verbundene vielfach unerwünschte Oxydation der Oberfläche oder eine Veränderung der Eigenschaften des Materials vermieden werden soll, ferner zur Verdichtung gegossener und verhältnismäßig weicher Materialien; so wird z.B. Weißmetall, das nach dem Gießen locker und porös ist, durch Walzen oder Hämmern gedichtet [1]. Ein andrer Zweck der Kaltbearbeitung besteht in der Herstellung möglichst glatter Oberflächen; aus diesem Grunde werden bisweilen Stäbe, die zu Kolbenstangen, Schrauben-, Ventilspindeln u.s.w. Verwendung finden und genau rund und glatt sein sollen, durch Kaltwalzen warmvorgewalzter Stäbe fertiggestellt; ferner werden in amerikanischen Wagenbauwerkstätten Zapfen von Eisenbahnachsen nach dem Drehen mit gehärteten und geschliffenen Rollen, die gegen sie gepreßt werden, gedichtet und geglättet [1]. Endlich macht man von der mit der Kaltbearbeitung verbundenen Veränderung der Materialeigenschaften, die in einer Erhöhung der Fertigkeit, der Härte und der Elastizität besteht, Gebrauch; so werden z.B. Triebwellen mitunter in kaltem Zustand gewalzt, Federstahl und flache Drähte kalt gestreckt, Klingen kalt gehämmert u.s.w. [2], [3]. Die Kaltwalzwerke müssen eine besonders genaue Einstellung der Walzen, die aus Hartguß oder Stahl bestehen, gestatten.
Literatur: [1] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1904, S. 1781. [2] Ledebur, Handbuch der Eisenhüttenkunde, Bd. 3, Leipzig 1903, S. 750. [3] Freson, Ueber das Strecken von Eisen und Stahl auf kaltem Wege in den Ver. Staaten, »Stahl und Eisen« 1886, S. 91 u. 177.
A. Widmaier.