[571] Komparator, eine Vorrichtung zu Maßvergleichungen und zur Bestimmung der Ausdehnungskoeffizienten von Meßwerkzeugen. Der Komparator wird z.B.[571] benutzt zur Bestimmung der Länge von Urmaßen, Normalen, Basisapparaten und Längenmeßinstrumenten. Es sind Komparatoren zur Vergleichung von End- und Strichmaßen zu unterscheiden.
1. Komparatoren für Endmaße. Zur Vergleichung von Meßlatten mit Normalstäben sind zwei Schneiden senkrecht auf einer selten Unterlage in einem Abstande beteiligt, der etwas größer ist als die Länge der zu prüfenden Latte. Der Abstand dieser selten Schneiden wird zuerst mit den Normalstäben und danach mit dem zu prüfenden Meßinstrument gemessen, wobei die kleinen Reststücke mit einem Meßkeil (s.d.) bestimmt werden, so daß die Differenzen der Keilablesungen den Maßunterschied unmittelbar angeben. Eine andre Einrichtung wird erhalten, wenn eine der Schneiden beweglich auf einem mit Teilung versehenen Schieber angebracht wird, der bei Kontakt der Schneiden mit den Stabenden sofort den Maßunterschied aus den Schieberablesungen liefert. Die Temperaturbestimmung für die Normalstäbe geschieht durch Quecksilberthermometer, deren Gefäße mit den Stäben in möglichst innige Berührung gebracht werden, z.B. durch Hülsen mit Eisenfeilspänen. Reitz empfiehlt, zur Verschärfung der Temperaturbestimmung als Normale hohle Stäbe zu verwenden, die mit einer Flüssigkeit gefüllt werden können [1]. Zur Maßbestimmung der als Endmaßstäbe eingerichteten Basisapparate (s. Basismessung) dienen entsprechend ausgebildete Vorrichtungen. Es ist hinzuweisen auf die Verwendung von festen Endschneiden und Meßkeilen, z.B. durch Bessel [2], [3], und auf die Verwendung besonderer Kontaktvorrichtungen. Solche sind das Mikrometer mit Fühlhebel von Reichenbach, das bei Maßvergleichen für die fränkische Grundlinie der bayrischen Landesvermessung benutzt wurde [5], und die Mikrometer mit Gewichtsfühlplättchen von Troughton & Simms [6], mit Libellenfühlhebel von Reichel [7] und mit Fühlspiegel von Steinheil [8]. Ueber die Konstruktion eines optischen Komparators s. [9].
2. Komparatoren für Strichmaße bestehen aus zwei in einem bestimmten Abstande lotrecht aufgestellten Mikroskopmikrometern, deren Absehlinien ihre gegenseitige Stellung für zwei unmittelbar aufeinander folgende Vergleichungen unverändert beibehalten sollen. Diese Mikroskope sind entweder fest aufgeteilt oder beweglich. Bei fester Aufstellung werden die zu vergleichenden Maßstäbe auf kleinen in der Längs- und Querrichtung gleitenden Wagen so unter die Mikroskope geführt, daß die Mikroskopfäden auf die Endstriche eingestellt und die Maßunterschiede mikrometrisch bestimmt werden können. Im andern Falle liegen die zu vergleichenden Maßstäbe fest, und die von einem starken Träger gehaltenen Mikroskope können durch eine Vorrichtung über die Maßstäbe gebracht werden. Die erste Anordnung ist z.B. bei dem Komparator des internationalen Maß- und Gewichtsbureaus in Breteuil, die letztere bei dem von Repsold konstruierten Apparate der Kais. Normaleichungskommission in Berlin angewendet. Bei derartigen Apparaten ruhen die zu vergleichenden Stäbe auf Trägern, die zur Temperaturregulierung in Trögen für Flüssigkeitsbäder lagern. Die Oberflächen der Maßstäbe können durch Feinstellvorrichtungen in dieselbe Horizontalebene geführt werden. Die lotrechte Stellung der Mikroskopachsen muß geprüft werden, wozu Quecksilberhorizonte oder andre Einrichtungen dienen. Zur Elimination von Beobachtungs-, Temperatur- und andern Fehlern wird das Beobachtungsverfahren unter Wechsel der Temperaturfolgen und Stablagen entsprechend angeordnet. Diejenigen Apparate, die zur Ausführung von fundamentalen metronomischen Arbeiten dienen, müssen in besonderen, mit Einrichtungen zur Temperaturregulierung versehenen Komparatorsälen aufgestellt sein. Näheres in [10]. Ueber einige einfache Apparate s. [11], [12]. Weiteres s.a. [13]. Die Apparate für Strichmaßvergleichungen lassen sich auch durch Hilfsvorrichtungen zur Vergleichung von Endmaßen geeignet machen. Eine solche Hilfsvorrichtung besteht im wesentlichen aus zwei mit Kontaktschiebern versehenen Stücken, auf deren Oberflächen Strichmarken angebracht sind. Die Stücke werden auf den Stabträgern beteiligt. Bei Kontakt mit den Stabenden durch Gewicht oder Federdruck werden die Mikrometer auf die Strichmarken wie bei den obengenannten Apparaten eingestellt. Die Konstanten der Hilfsvorrichtung sind durch besondere Messungen zu bestimmen. S.a. [4]. Ueber das Beobachtungsverfahren bei Maßvergleichen s. [2][5], [10], [13][16]. Einiges Geschichtliches s. [17].
Literatur: [1] Zeitschr. f. Instrumentenkunde 1886, S. 424. [2] Bessel, Gradmessung in Ostpreußen u.s.w., ausgeführt durch F.W. Bessel und Baeyer, Berlin 1838. [3] Die königl. preuß. Landestriangulation, Hauptdreiecke, 2. Teil, Berlin 1873, 1874. [4] Ebend., 6. Teil, Berlin 1894. [5] Die bayrische Landesvermessung u.s.w., München 1873. [6] Bericht über die wissenschaftl. Apparate auf der Londoner internationalen Ausstellung 1876, Braunschweig 1878, S. 162 und 208. [7] Löwenherz, Bericht über die wissenschaftl. Instrumente auf der Berliner Gewerbeausstellung 1879, Berlin 1880, S. 176. [8] Generalbericht der europäischen Gradmessung 1869 und 1870, sowie auch Sitzungsberichte der math.-physikal. Klasse der Münchener Akademie vom 8. Januar 1870. [9] Zeitschr. f. Instrumentenkunde 1903, S. 127. [10] Wissenschaftl. Abhandlungen der Kais. Normaleichungskommission, Heft 1, Berlin 1895, oder Zeitschr. f. Instrumentenkunde 1895, S. 313. [11] Zeitschr. f. Instrumentenkunde 1892, S. 311. [12] Ebend. 1881, S. 41. [13] Jordan, Handbuch der Vermessungskunde, 5. Aufl., bearbeitet von Reinhertz, Bd. 3, Stuttgart 1907. [14] Weinstein, Handbuch d. physikal. Maßbestimmungen, Bd. 2, Berlin 1888. [15] Publikation des Geodät. Instituts, Maßvergleichungen, Heft 1, Berlin 1872, Heft 2, Berlin 1876. [16] Zeitschr. f. Instrumentenkunde 1901, S. 302. [17] Ebend. 1883, S. 176; 1885, S. 257; 1888, S. 189.
( Reinherz) Hillmer.