Kopaivabalsam

[626] Kopaivabalsam, Balsamum Copaivae, der Harzsaft mehrerer Arten der südamerikanischen Gattung Copaifera, namentlich Copaifera Jacquinii Desf. (= officinalis L), Copaifera Guianensis Desf., Copaifera Langsdorffii Desf. [1].

Er wird durch Anschlagen des Stammes bis zum Kern gewonnen, indem hierdurch die großen lysigenen Harzräume geöffnet werden und der Balsam in großen Masten ausfließt; ein Baum kann bis 50 l Balsam geben. Der meiste Balsam kommt von Parà und Maranhao und von Maracaibo in den Handel. Der Balsam gleicht im Aussehen einem fetten Oel, ist dünnflüssig[626] wie Terpentinöl, aber auch sehr dickflüssig, je nach der Menge von Kopaivaharz, das in dem ätherischen Oel gelöst ist. Völlig klar, durchsichtig, stark lichtbrechend, hellgelb bis bräunlichgelb, von eigentümlichem balsamischen Geruch und bitterem, etwas scharfem Geschmack. Spez. Gew. 0,94–1,0; in absolutem Alkohol vollkommen löslich, mit Erdalkalien (z.B. 1 Teil gebrannte Magnesia mit 8–16 Teilen Kopaivabalsam unter Wasserzusatz und Erwärmung) eine allmählich erhärtende Masse bildend. Nach Abdestillierung des ätherischen Oeles bleibt ein festes, brüchiges, amorphes, aus mehreren Säuren bestehendes Harz zurück. Mit kochendem Wasser läßt sich ein Bitterstoff ausziehen. Verfälschungen mit fetten Oelen sind selten, häufiger dagegen solche mit Gurjun (s.d.) und mit Kolophonium. (Ueber den Nachweis desselben s. [2] und Bosetti in Naturforscherversammlung 1896 [Zeitschr. des Allg. Oesterr. Apoth.-Vereins 1896, S. 767]). Von den im Kopaivabalsam enthaltenen Körpern wurden die Kopaivasäure (C10H32O2), Oxykopaivasäure (C20H28O3), Metakopaivasäure (C22H34O4) und eine β-Metakopaivasäure (C14H20O2) isoliert [2]. Kopaivabalsam findet in der Lack- und Firnisfabrikation (als Zusatz, um die Lacküberzüge elastisch zu machen und das Rissigwerden zu verhindern), in der Papierfabrikation und als Medikament Anwendung; das ätherische Oel desselben wird angeblich zur Verfälschung andrer kostbarer ätherischer Oele benutzt.


Literatur: [1] Wiesner, Rohstoffe, 2. Aufl., Leipzig 1900, Bd. 1, S. 231. – [2] Dieterich in Realencyklopädie der Pharm., 2. Aufl., Wien 1904, Bd. 2, S. 530.

T.F. Hanausek.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 626-627.
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