[142] Leonischer Draht (lyonischer unechter Gold- und Silberdraht) dient zur wohlfeilen Nachahmung der Drähte aus den edeln Metallen, bei der Herstellung der leonischen Waren, d.h. der in Metall ausgeführten Quincaillerien [1]. Der unechte Silberdraht besteht aus Kupfer und einem dünnen Ueberzug von Silber, der unechte Golddraht aus Kupfer mit dünnem Goldüberzug.
Der Silberüberzug auf den Kupferstangen wird entweder durch Auflegen und Anreiben dünner geschlagener Blätter hervorgebracht (versilberter Draht) oder, wenn er dicker sein soll, dadurch, daß man ein Rohr von Silberblech auf die Kupferstange schiebt und beide zusammenzieht (s. Drahtfabrikation), wodurch sie sich fest vereinigen (plattierter oder verplatteter Draht). Vergoldeter Draht wird in analoger Weise durch Vergoldung der Kupferstange ausgeführt. Der so hergestellte unechte Golddraht nimmt aber, wenn er sich abnutzt, eine häßliche kupferrote Farbe an; man zieht es daher vor, die Kupferstangen zuerst mit Silberblättern und dann mit Goldblättern zu überlegen. Der zementierte Draht ist aus Kupfer, welches seine goldähnliche Farbe ohne Anwendung von Gold bloß durch oberflächliche Verbindung mit Zink erhält. Zur Herstellung desselben werden die Kupferstangen in einen gußeisernen Kasten gelegt, auf dessen Boden gekörntes Zink mit etwas Salmiak gegeben ist. Der verschlossene Kasten wird in einem Ofen zum Glühen erhitzt; die aufsteigenden Zinkdämpfe verwandeln das Kupfer äußerlich (jedoch nur bis auf eine höchst geringe Tiefe) in Messing.
Literatur: [1] Karmarsch-Fischer, Handbuch der mechanischen Technologie, Leipzig 1889, Bd. 2, S. 245.
E. Müller