Luftfahrt [2]

[400] Luftfahrt (Instrumente).

Die instrumentelle Ausrüstung des Freiballons blieb im wesentlichen unverändert; sie besteht aus Aneroidbarometer, Barograph, Variometer oder Statoskop, Vertikalwindrädchen, Kompaß, Uhr; für Dauerfahrten auch aus Instrumenten zur astronomischen Ortsbestimmung. Für wissenschaftliche Auffliege treten je nach Zweck der Fahrt hinzu: Quecksilberbarometer, Aspirationspsychrometer, Strahlungs-, Gasthermometer, Instrumente zur Messung des elektrischen Potentialgefälles, Staubzähler (nach Aitken) und entsprechende graphische Instrumente für Dauerregistrierung. Für größere Höhen (über 4000–6000 m) ist Mitführung von Sauerstoffgerät erforderlich.

Im lenkbaren Luftfahrzeug sind Instrumente für Höhen- und Seitennavigation zu unterscheiden. Die Anforderungen wuchsen mit dauernder Steigerung der Höhen und Geschwindigkeiten. Große Temperaturunterschiede erfordern genaue Kompensation der oben genannten Höhenmeßinstrumente. Variometer zur Ablesung der Vertikalgeschwindigkeit sind bisher beim Luftschiff (Anzeige bis ± 6m/Sek.) und neuerdings beim Riesenflugzeug (bis ± 15 m/Sek.) im Gebrauch. Ihr Bau beruht auf der Tatsache, daß sich bei Druckausgleich zwischen Außenluft und einem nur durch eine Kapillare mit dieser in Verbindung stehenden Luftvolumen bei konstanter Druckänderung der Außenluft ein konstanter Druckunterschied zwischen dieser und dem abgeschlossenen Luftvolumen bildet, dessen Größe an einem Manometer (Flüssigkeit oder Membran) abgelesen wird. Neigungsmesser (Libelle oder Pendel), Ruderlagenzeiger, Luftthermometer, elektrische Widerstandsthermometer zur Feststellung der Gastemperatur in den Zellen, Prallanzeiger (elektrisch oder mechanisch) zur Anzeige des Füllungsgrades der Gaszellen im Starrluftschiff, Manometer und Signaleinrichtungen für Messung des Gasdrucks im Pralluftschiff dienen ebenfalls der Höhennavigation. Zur Seitennavigation werden gebraucht: Manometer, Kompaß, Kursdreieck, Kompaßdreiecke, Peilinstrumente zur Bestimmung des Abtriftwinkels, Libellenquadrant und Auswertungsinstrumente (nach Brill, Schwarzschild u.a.) zur astronomischen Ortsbestimmung, Geschwindigkeitsmesser nach dem Prinzip des Staugeräts oder des Schalenkreuzanemometers. Erstere Art bietet für das Flugzeug den Vorteil, die Größe (Staudruck) zu messen, welche zugleich ein Maß für die Schwebefähigkeit ist. Die Meßwirkung kann nach dem Grundsatze des Strahlsaugers vielfach verstärkt werden, was bei den geringen, nach wenigen Zentimetern Wassersäule messenden Staudrucken von großem Vorteil ist (s. die Figur). – Im Riesenflugzeug hat sich der neuerdings eingeführte, auf dem Prinzip der Kreiselwirkung beruhende Kreiselsteueranzeiger gut bewährt. Das Atmungsgerät zur Versorgung der Besatzung mit Sauerstoff in größeren Höhen besteht entweder aus Sauerstoffbomben, denen der gasförmige Sauerstoff mittels Reduzierventils entnommen wird, oder aus dem Tropfluftgerät, bei dem die in Dewarschen Gefäßen mitgeführte flüssige Luft verdampft wird. Zum Einatmen dient ein mittels eines Schlauches angeschlossenes Mundstück oder eine Gesichtsmaske. Zu Gasuntersuchungen dient die Schillingsche Gaswage, auf dem Bunsenschen Gesetze der Ausströmung von Gasen aus seinen Oeffnungen beruhend. (Die Quadrate der Ausflußzeiten verhalten sich wie die spezifischen Gewichte der Gase.) Lecktücher (Prinzip der Diffussion der Gase durch Tonzellen) dienen zur Feststellung von Undichtigkeiten der Gaszellen. Stationsinstrumente für den Wetterdienst s. Meteorologie, äronautische.


Literatur: Moedebeck, Taschenbuch, Berlin 1911. – Zeitschr. f. Motorluftschiffahrt und Flugtechnik.

Helffrich.

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Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 400.
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Lueger-1904: Luftfahrt [1]