Maßwerk

[331] Maßwerk, eine der Gotik eigentümliche Verzierung der Flächen, meist aus Kreisen oder Kreisteilen gebildet.

Seine hauptsächlichste Verwendung findet es an den Fenstern oder Brüstungsgeländern (s. Fig. 1) als durchbrochene Arbeit. Aber auch ganze Wandflächen, Giebelfelder (s. Wimperge) oder die Fache der Steinhelme der Türme (s. Fig. 2) sind dadurch belebt. Besonders reizvoll sind die Maßwerke der Rosen und vierteiligen Kirchenfenster, an welchen sich die Entwicklung dieser eigenartigen Verzierung verfolgen läßt. Anfänglich nur als Kreis, der auf zwei Spitzbogen aufruht, gebildet, kam durch Einsetzen der Nasen (s. Fig. 3) die Teilung der Kreise, als Drei-, Vier- oder Fünfpaß u.s.w. (s. Paß), sowie später die Fischblase (Fig. 4), eine länglich gestreckte Form, auf. In der besten Zeit zeigt sich eine organische Ausbildung der großen Fenster mit Hauptteilung auf sogenannten[331] alten Pfosten, zwischen welchen die schwächere Zwischenteilung auf sogenannten jungen Pfosten aufsetzte (Fig. 5, 6 und 7). Dabei bildete der obere Teil das Maß-, der untere das Stabwerk. In der vielfachen Verschiedenartigkeit der Formgebung des Maßwerks spricht sich eine überreiche Phantasie und Gestaltungskraft aus, die jener Kunstperiode eigen war.


Literatur s. Baustile, Bd. 1, S. 632 [10].

Weinbrenner.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4., Fig. 5., Fig. 6.
Fig. 4., Fig. 5., Fig. 6.
Fig. 7.
Fig. 7.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 331-332.
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331 | 332
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