[291] Manganbister, ein Hydrat des Mangansuperoxyds MnO2, entsteht durch Oxydation des Manganhydroxyds Mn(OH)2. Seine Anwendung auf Geweben datiert aus dem Jahre 1815, wo das Verfahren von Hartmann in Münster zum erstenmal praktisch ausgeführt wurde.
Die unter dem Namen Bister bekannte braune Farbe wird auf Baumwolle entwickelt und ist von außerordentlicher Echtheit gegen Luft, Seife, verdünnte Säuren und Alkalien. Das Fasermaterial wird entweder vollständig (durch Eintauchen und Klotzen) oder topisch (durch Bedrucken) mit der Lösung eines Mangansalzes (Manganchlorür, -sulfat oder -acetat) getränkt und nach dem Trocknen mit Natronlauge behandelt, welche Manganhydroxyd abscheidet. Im Moment seiner Bildung ist das Hydroxyd weiß, wird aber sofort durch den Luftsauerstoff oxydiert und nimmt eine immer dunklere braune Farbe an. Durch einfache Berührung mit Luft erhält man jedoch niemals eine genügend intensive Farbe, die Oxydation muß stets durch Behandlung mit der Lösung eines Oxydationsmittels (Chlorkalk) beendet werden. Nach Persoz [1] ist eine gleichmäßige Entwicklung des Bister von folgenden Vorsichtsmaßregeln abhängig. Man muß ein neutrales Salz anwenden, um schnell trocknen und dadurch das Fließen vermeiden zu können. Man benutzt vorteilhaft die Rückstände von der Chlorkalkbereitung und sättigt die überschüssige freie Säure durch Soda ab. Die Abscheidung des Manganhydroxyds bewirkt man durch warme konzentrierte kohlensäurefreie Natronlauge, damit die Faser durch Mercerisierung das Oxyd zurückhält und die Bildung des schwierig oxydierbaren Mangankarbonats verhindert wird. J. Depierre [2] empfahl ein Verfahren, bei welchem Permanganat gleichzeitig als Oxydationsmittel und als Pigment verwendet wird. Die Ware wird in einer Lösung von Manganchlorür, welche 100 g des Salzes im Liter enthält, geklotzt, in der Hotflue getrocknet und dann durch ein warmes Bad genommen, welches 100 g Kaliumpermanganat und 60 g Soda im Liter enthält. Das Braun entsteht nach der Gleichung: 3MnCl2 + 2KMnO4 + 2Na2CO3 = 5MnO2 + 2KCl + 4NaCl + 2CO2. Endler erzeugt ein Braun auf Baumwollgewebe durch Klotzen mit Manganchlorür, schnelles Trocknen und Durchziehen durch eine mit Ammoniak neutralisierte Bichromatlösung. Es soll ein unbeständiges Manganchromat entstehen, in welchem unter Mitwirkung von Chromsäure das Mangan in die höhere Oxydationsstufe übergeht. Ein Durchnehmen durch verdünnte Chlorkalklösung beendet den Prozeß. Es ist sehr leicht, das Manganbraun topisch zu beizen. In der seinen Verteilung, in der es sich auf dem Gewebe befindet, wird es durch eine durch Salzsäure angesäuerte Lösung von Zinnchlorür sehr schnell aufgelöst. Druckt man eine derartige Mischung auf, so steht man unmittelbar die weiße Grundfarbe des Zeuges zum Vorschein kommen. Manganbister kann auch als Oxydationsmittel für andre Farben, z.B. Anilinschwarz, dienen. Auf der braungefärbten Baumwolle entwickelt sich das Schwarz beim Tränken mit Anilinsalzlösung.
Literatur: [1] Persoz, Traité de l'impression des tissus, Paris 1846, Bd. 3, S. 137. [2] Depierre, Bulletin de Mulhouse 1891, S. 36.
R. Möhlau.