[420] Maschinengewehr. Die Maschinengewehre haben im Weltkrieg eine außerordentliche Bedeutung erlangt, das zeigt ihre zahlenmäßige Zunahme. Zu Beginn des Krieges konnte man zwei Maschinengewehre auf jedes Infanteriebataillon rechnen, im März 1918 entfielen auf jedes Bataillon:
Auffallend ist die starke Verwendung von leichten Maschinengewehren. Veranlassung hierzu gab zunächst der Stellungskampf, der sich auf den nächsten Entfernungen abspielte und darauf ausging, Menschen zu sparen. Die leichten Maschinengewehre ermöglichen eine erhebliche Verstärkung der Feuerwirkung auf den nahen Entfernungen auch mit wenigen Schützen und beanspruchen nicht mehr Deckung als die Schützenlinie selbst. Die guten Erfahrungen, welche man mit den leichten Maschinengewehren während der Stellungskämpfe sammelte, waren Veranlassung, sie auch für den Bewegungskrieg als die eigentlichen Träger des Feuerkampfes beizubehalten; dies um so mehr, als Versuche mit Selbstladegewehren (s. Selbstlader) zu keinem brauchbaren Ergebnis führten. An den schweren Maschinengewehren, wie sie in Ergbd. I, S. 510 ff., beschrieben wurden, sind Neuerungen von Bedeutung nicht bekannt geworden. Das Maxim- und das Schwarzlose-Maschinengewehr haben sich bewährt, das Hotchkiß-Maschinengewehr[420] (Frankreich) war infolge der mit der Luftkühlung verbundenen Nachteile den beiden anderen nicht gewachsen. Die Vereinigten Staaten sollen ein Browning-Maschinengewehr von 15,6 kg Gewicht, einschließlich der Wasserkühlung, mit Dreifußlafette und Patronengurten von 250 Schuß verwendet haben.
Während der Stellungskämpfe wurden die Maschinengewehre vielfach auf zweiräderigen leichten Karren von den Schützen fortgeschafft, auch verwendete man sie in einfachen, leichten Hilfslafetten. Zur Bekämpfung von Tanks und Flugzeugen führte Deutschland 1917 Maschinengewehre von größerem Kaliber, sogenannte Tufgewehre (s.d.) ein. Richtmittel zum Nehmen der indirekten Seiten- und Höhenrichtung, ähnlich denen der Artillerie, wurden auch für die Maschinengewehre eingeführt. Die leichten Maschinengewehre: Deutschland baute zunächst das leichte Maschinengewehr 14, ein Kolbengewehr mit Luftkühlung. Ihm folgte das leichte Maschinengewehr 15. Der Lauf mit Kühlrippen war im hinteren Drittel mit einem durchlochten Blechmantel umgeben. Statt eines Kolbens hatte das Gewehr ein Schulterstück. Das Visier reichte nur bis 400 m. Es war auch nur für kurzen Feuerkampf geeignet, da der Lauf infolge der Luftkühlung schon nach 500 Schuß anfing zu glühen, so daß nach 300 Schuß eine längere Abkühlpause notwendig war. Man Stellte deshalb ein verbessertes leichtes Maschinengewehr mit Wasserkühlung (Maschinengewehr 08/15) her, das allen Anforderungen entsprochen hat; s. Fig. 13. Die Einrichtungen der Waffe gleichen meist denen des deutschen Maschinengewehrs 08 (schweres Maschinengewehr). Neu sind: a) der Rückstoßverstärker. Er soll in seiner Gaskammer die Pulvergase flauen und durch den Druck auf den Lauf (Ueberrohr) das Arbeiten des Maschinengewehrs sicherer machen. Der erhöhte Druck muß durch möglichst starke Spannung der Federeinrichtung aufgefangen werden. Der Trichter des Rückstoßverstärkers verhindert das Sichtbarwerden eines Feuerscheins (Mündungsfeuer), b) Die Gabelstütze dient dem Maschinengewehr als Schießgestell und wird mit ihrem Bajonnettverschluß auf dem Bajonnettverschluß des Maschinengewehrs befestigt. c) Der Patronenkasten 16 nimmt einen Patronengurt mit 100 Patronen auf und wird derart am Maschinengewehr angehängt (vgl. Fig. 4), daß sich das Maschinengewehr den Gurt selbständig zuführt und ein Mann allein das mit 100 Patronen geladene Maschinengewehr handhaben kann, d) Der Kolben und der Griff mit dem Abzug und der Sicherung. England rüstete seit Sommer 1915 seine Infanterie mit dem Lewis-Maschinengewehr aus. Dies ist ein luftgekühltes Maschinengewehr von 12,5 kg Gewicht mit anhängbarem Magazin von 47 Patronen; höchste Feuergeschwindigkeit 300 Schuß in der Minute. Die Luftkühlung geschieht durch Rippen und eine Düseneinrichtung, mittels deren die Schußgase einen kühlenden Luftstrom erzeugen. Die Vereinigten Staaten führten ein leichtes Browning-Maschinengewehr, Modell 1918, von 6,75 kg (?) Gewicht, anhängbare Magazine zu 20 oder 40 Patronen, Luftkühlung. Höchste Feuergeschwindigkeit angeblich 7 Schuß in der Sekunde. Die Waffe kann auch als Einzellader verwendet werden. Frankreich verwendete ebenfalls ein luftgekühltes leichtes Maschinengewehr von 7,25 kg Gewicht mit ansteckbarem, halbkreisförmigem Magazin für 20 Patronen; höchste Feuergeschwindigkeit 300 Schuß in der Minute. S.a. Ergbd. I, S. 510 ff.
F. Wille.
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