[384] Maschinengewehr, kleinkalibrige Feuerwaffe, meist für die in dem betreffenden Heere verwendete Infanteriemunition eingerichtet und durch maschinelle Vorrichtungen, die dem Schützen außer dem Richten jede Tätigkeit abnehmen, zur größten Feuergeschwindigkeit befähigt. Dieselbe kann mehrere hundert Schuß in der Minute betragen, und so liegt der Wert des Maschinengewehrs darin, daß es, selbst sehr wenig Bedienung und Platz beanspruchend, in kürzester Zeit eine massenhafte, sonst nur durch viele Infanteristen zu erreichende Wirkung auf entscheidende Punkte vereinigen kann, dabei aber selbst durch feindliches Feuer seiner eignen Kleinheit wegen schwer zu fassen ist. Man hielt das M. früher der Kompliziertheit seines Mechanismus und seines starken Munitionsbedürfnisses wegen für nicht geeignet für den Feldkrieg und verwendete es zunächst nur in Festungen, doch sind durch die Vervollkommnung der Konstruktion und die vorsorgliche Organisation des Munitionsersatzes diese Zweifel gehoben, so daß heute das M. in allen bedeutenden Armeen als Waffe für den Feld- und Festungskrieg verwendet wird. Als beste Konstruktion hat sich die von Maxim erwiesen, die, 1903 bei 19 Armeen und 21 Flotten eingeführt, in 13 Staaten im Versuch war. Deutschland hat jetzt 16 fahrende Maschinengewehrabteilungen, die im Kriege je 6 Maxim-Maschinengewehre, 3 Munitionswagen, einen Vorratswagen, Offizier- und Reservepferde, einen Pack-, einen Lebensmittel- und einen Futterwagen führen. Die Gewehre ruhen auf Schlitten, die je nach dem Gelände hoch und tief zu stellen sind und während des Marsches auf der Laffete liegen, von der in dringenden Fällen auch gefeuert werden kann. Sonst wird das Gewehr zum Feuern durch die Bedienungsmannschaften von der Laffete heruntergenommen. Die Patronen stecken in Gurten zu 250 Stück, diese in Kasten; die Gesamtmunitionsausrüstung ist etwa doppelt so groß als die einer Infanteriekompanie (gegen 50,000 Stück). Die Dienste des Maschinengewehrs im südwestafrikanischen Feldzug waren hervorragend; Vorbedingung ist jedoch ein technisch und und taktisch vortrefflich geschultes Personal, da im Feuer der Einfluß der Führer auf den einzelnen sehr schwierig ist. Das M. darf nie vereinzelt auftreten, da es im Fall einer Ladehemmung bis zu deren Beseitigung wehrlos ist; in Kolonialkriegen, wo es feindliche Artillerie nicht oder wenig zu fürchten hat, ist es besonders brauchbar. Österreich, das schon Anfang der 1870er Jahre das System Montigny probierte, aber bald wieder aufgab, hat jetzt in Festungen die 8 mm-Mitrailleuse, M/93, auch Salvatormaschinengewehr genannt, bei der Feldarmee nur Probeabteilungen, System Maxim und System Skoda, und zwar Kavallerie- und Gebirgs-Maschinengewehrabteilungen. Bei letztern erfolgt der Transport durch Tragtiere. Die Donauflottille hat jetzt 18 Maschinengewehre. Die Schweiz hat 4 berittene Maxim-Gewehrkompanien (für das Armeekorps eine, den Kavalleriebrigaden unterstellt, zu 8 Gewehren) und 3 M.-Schützenkompanien für den Gebirgsdienst (2 für die Befestigungen am St. Gotthard, eine für die von St. Maurice) zu je 4 in Refflaffete tragbaren Gewehren, System Maxim. Großbritannien hat trotz der vorzüglichen Erfolge, die es in Kolonialkriegen mit dem M. hatte (1882 Tell-el-Kebir, 1895 Tschitral, 1898 Omdurman), noch keine selbständigen Maschinengewehrabteilungen aufgestellt, sondern hat der Infanterie, der berittenen Infanterie und Kavallerie Maschinengewehrsektionen beigegeben, meist [384] Waffen nach Maxims System. Frankreich ist noch mit Versuchen beschäftigt und hatte 1900 bei Kavalleriedivisionen, jetzt noch bei den Alpenjägerbataillonen und in China Maschinengewehrtruppen (System Hotchkiß). Italien und Portugal sind ebenfalls im Versuchsstadium, Rußland und Japan haben im Krieg beide, wie es scheint mit ausgezeichnetem Erfolg, Maschinengewehre verwendet. Fast durchweg scheint der richtige Grundsatz Platz zu greifen, daß das M. eine infanteristische Waffe ist, und es technisch wie taktisch verfehlt sein würde, durch das M. mit der Artillerie wetteifern oder sie gar ersetzen zu wollen. Vgl. Braun, Das Maxim-M. und seine Verwendung (3. Aufl., Berl. 1905); »Exerzierreglement und Schießvorschrift für die Maschinengewehrabteilungen« (das. 1904); Merkatz, Unterrichtsbuch für die Maschinengewehrabteilung (das. 1905); Korzen, Maschinengewehre (Wien 1905); Exler, Schießschule der Handfeuerwaffen und Maschinengewehre (das. 1905).