[359] Meißel sind keilförmig gestaltete Stahlwerkzeuge, die durch Hammerschläge gegen das zu bearbeitende Werkstück getrieben werden. Ihr Schneidewinkel (4570°) richtet sich nach der Härte der zu bearbeitenden Stoffe und der Gebrauchsweise. Die Meißel (Kaltmeißel, Bankmeißel genannt, um sie von den beim Schmieden gebrauchten Schrotmeißeln zu unterscheiden) werden angewendet, um größere Metallstücke zu zerteilen, Einschnitte zu machen, Oeffnungen oder Durchbrechungen auszuhauen, vorstehende Partien wegzuschaffen durch Abheben von Spänen u.s.w.
Gewöhnlich sind die Meißel zwischen 80 und 220 mm lang und gänzlich von Stahl. Der vorderste Teil, an dem die Schneide angeschliffen wird, ist gehärtet und gelb, rot oder selbst blau angelassen. Der hintere Teil (Stiel) muß ohne Härtung bleiben, damit er durch die Hammerschläge nicht abspringt. Die Meißel mit gerader Schneide werden unterschieden als Flach- und als Kreuzmeißel; ersterer hat meistens eine Abtrennung nur mittels einer Schneidekante (bis 36 mm lang) zu bewirken, während der letztere außer der Hauptschneide noch zwei fast winkelrecht zu dieser liegende Nebenschneiden besitzt, die ihn befähigen, durch Abheben eines im Querschnitt rechteckigen Spans eine dementsprechende Furche zu bilden. Die Hauptschneide des Kreuzmeißels (höchstens bis 12 mm lang) ist, um das Klemmen des Werkzeuges in der gebildeten Furche zu mindern, jederzeit größer als die Dicke des Meißelkörpers hinter der Schneide. Man benutzt ihn zum Abkreuzen oder Abqueren größerer Stücke. Ferner kommen halbrunde Meißel vor, deren bogenförmige Schneide so gestellt ist, daß sie in eine Ebene fällt, welche man sich durch die Achse des Stieles gelegt denkt; gebogene Meißel oder Halbmondmeißel mit bogenförmig ausgehöhlter, in einer Ebene rechtwinklig zur Achse des Stieles liegender Schneide. Um geschweifte Umrisse in Blech u.s.w. auszuhauen, gebraucht man zuweilen Meißel mit s-förmiger oder ähnlich gekrümmter Schneide. Meißel, deren Schneide an Gestalt mit jener der gewöhnlichen Grab-, Flach- und Vollstichel übereinstimmt, werden beim Gravieren von Münzstempeln u. dergl. angewendet (s. Gravieren). Bei der Arbeit mit dem Meißel sind die Arbeitsstücke meist im Schraubstocke befestigt; man setzt den Meißel schräg auf und schlägt auf das Ende des Stiels mit dem Hammer, wodurch die Schneide eindringt und mehr oder weniger starke Späne ablöst. Blech u.s.w., das mit dem Meißel durchgehauen wird, legt man auf eine weichere Unterlage (Blei u. dergl.); in diesem Falle sowie wenn man Eisenstangen, dicken Draht u. dergl. abhauen will, wo ein bloßes Einschneiden ohne Wegnahme von Spänen beabsichtigt wird, setzt man den Meißel senkrecht auf. Die Wirkung des Aushauers (s. Blechbearbeitung), dessen Schneide einen geschlossenen Kreis oder eine andre Figur bildet, ist im wesentlichen gleich der Wirkung eines Meißels auf Blech. Als Setzmeißel bezeichnen die Schmiede einen großen Bankmeißel mit einem Loche, in das ein Stiel gesteckt wird und der häufig in Verbindung mit dem in den Amboß gesteckten Abschrot zum Abhauen glühenden Schmiedeeisens benutzt wird. Zum[359] bloßen Zerteilen von Stücken kann man das meißelartig wirkende Werkzeug auch selbst mit einer Dute zur Aufnahme eines langen, die nötige Masse aufweisenden Stiels versehen und dieses Werkzeug gegen die zu zerkleinernden Stoffe flößen, wie z.B. bei der Stoßhacke zum Zerkleinern von Viehfutter u.s.w.; die Schneide ist hierbei entweder - oder s- oder + förmig. Die Bezeichnung Holzmeißel ist wenig gebräuchlich; man vergleiche für die Bearbeitung des Holzes die Art. Führeisen, Stemmzeug. Vgl. a. Voigt, A., Ueber die Druckverteilung im Eisen vor einer eindringenden Schneide, Berlin 1907.
E. Müller.