Naht [1]

[583] Naht hat die Aufgabe, zwei Flächen zu einem Ganzen zu verbinden; ursprünglich auf Gewänder und Decken angewendet, ist sie später als Symbol auch auf andre Werke der Kunst übergegangen.

Sie unterscheidet sich von dem Bande insofern, als sie der Breite ihrer Ausdehnung nach, das Band der Länge nach wirkt [1]. Es findet demnach in der Naht eine Wechselwirkung von links nach rechts statt und läßt sich dies in der Ornamentik am besten durch einen Zickzack oder einen doppelten Zickzack darstellen, wie dies namentlich häufig bei Mosaikfußböden durchgeführt wurde; aber auch das Rankenwerk der Schlingpflanzen eignet sich dann gut als Ornament für eine Naht, wenn sich die Elemente derselben bald zu dem einen, bald zu dem andern Teil hinwenden. Außerdem wird in der Baukunst der Zusammenstoß zweier Gewölbflächen sowie der Grat eines Kreuzgewölbes Naht genannt, auch bei gegossenen Stücken die Stelle, wo sich zwei Teile der Form vereinigen, meist als kleine Erhöhung erkennbar; ebenso werden die Löt- oder Nietstellen von Blechen so genannt.


Literatur: [1] G. Semper, Der Stil, Bd. 1, Frankfurt 1860.

Weinbrenner.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 583.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: