Oszillograph [1]

[588] Oszillograph, Apparat zur Aufnahme und Analyse von Wechselstromkurven.

Für Schwingungen mäßiger Wechselzahl bis 100 in der Sekunde verwendet man Galvanometer mit außerordentlich kleinen beweglichen Systemen von sehr geringer Trägheit, die solchen Schwingungen zu folgen vermögen. Ist die Eigenperiode dieser Systeme sehr klein gegen die Periode des aufzunehmenden Wechselstroms, so ist der Ausschlag des Galvanometers in jedem Augenblicke proportional dem Werte des Wechselstroms. Mit dem beweglichen Teil des Galvanometers ist ein Spiegel verbunden, der ein schmales Lichtbündel reflektiert. Wird das reflektierte Lichtbündel durch einen rotierenden Spiegel betrachtet, so erscheint in diesem die Schwingungskurve des aufzunehmenden Wechselstroms als helle Linie. Konzentriert man das reflektierte Lichtbündel durch eine Linse auf eine mit konstanter Geschwindigkeit bewegte photographische Platte, so gibt diese bei der Entwicklung die Schwingungskurve als[588] schwarze Linie wieder. Solche Oszillographen oder Oszillometer sind von Blondel, Duddell, Ramsay, Abraham u.a. konstruiert worden [1].

Zur Aufnahme von Schwingungen hoher Wechselzahl, wie sie in der drahtlosen Telegraphie Verwendung finden, benutzt man die Braunsche Röhre (s. S. 101). Wenn die Schwingungen aber so schnell verlaufen, daß ihre Aufnahme weder mit Hilfe eines Galvanometeroszyllographen noch mit der Braunschen Röhre erfolgen kann, so kann man immer noch die Frequenz der Schwingung, d.h. die Anzahl ganzer Schwingungen in der Sekunde, mit Hilfe des Gehrkeschen Glimmlichtoszillographen [2] aufnehmen. Dieser Oszillograph besteht aus einer Glasröhre (Fig. 1) mit Elektroden aus Drähten oder Blechen von Nickel mit einer Füllung von reinem Stickstoff bei geringem Druck (7–8 mm). Geht ein Strom durch die Röhre, so überzieht sich die Kathode mit einer Lichthaut (Glimmlicht), und zwar ist die Länge der Lichthaut, vom freien Ende des Drahtes oder Bleches gemessen, annähernd proportional der Stärke des durchgehenden Stroms. Die mit Hilfe eines rotierenden Spiegels, dessen Achse der Röhrenachse parallel ist, und einer photographischen Platte hergestellten Aufnahmen der Glimmlichtschwankungen geben Bilder wie Fig. 2 [3]. Der Abstand der hellen Striche gibt ein Maß für die Dauer einer Periode.


Literatur: [1] Strecker, Hilfsbuch für die Elektrotechnik, Berlin 1912. – [2] Zenneck, Lehrbuch der drahtlosen Telegraphie, Stuttgart 1913. – [3] Physikalische Zeitschr. 1910, S. 593.

Otto Fentsch.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 588-589.
Lizenz:
Faksimiles:
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Lueger-1904: Oszillograph [2]