Perlen, echte

[67] Perlen, echte, runde, kugelige, birnen- oder warzenförmige Ausscheidungen von Perlmuttersubstanz durch den Mantel gewisser Weichtiere (Seeperlmuschel, Meleagrina margaritifera, Flußperlmuschel, Unio margaritifer) im Innern ihrer Schale.

Die Perlmuttersubstanz, die von dem Tier ausgeschieden wird, bedeckt die äußere Schicht der Schale, die aus quer zur Schalenoberfläche stehenden seinen Stäbchen von Kalkspat zusammengesetzt ist, und wird selbst wieder von äußerst seinen, schuppenförmig übereinander liegenden, dünnen Blättchen von kohlensauerm Kalk in der Aragonitform gebildet. Diese Blättchen sind ziemlich eben und der Innenfläche der Schale annähernd parallel gelagert, teilweise auch gebogen, und die von ihr gebildete Schaleninnenfläche zeigt infolge der geringen Größe und schuppigen Aufeinanderlagerung der Blättchen eine seine Streifung, die erst unter starker Vergrößerung sichtbar wird, das gewöhnliche Tageslicht verschieden widerspiegelt und in seine einzelnen Farben zerlegt. In Verbindung mit dem durch die dünnen Blättchen erzeugten eigentümlichen Glanz wird so das Farbenspiel der Perlmuttersubstanz erzeugt. – Wenn in die Schale eines lebenden Tieres zwischen Mantel und Perlmutterschicht ein Fremdkörper (Sandkorn) oder ein andres Tier (Parasiten, Eingeweidewürmer, Wassermilben, Algen) gerät oder wenn die Schale von außen durch Würmer oder Schwämme durchbohrt wird, so entsteht ein abnormer Reiz, der das Tier zu vermehrtem Absatz von Perlmuttersubstanz um diesen Eindringling veranlaßt. Damit ist die Bildung der Perle eingeleitet. Eine echte, freie Perle entsteht dann, wenn der Eindringling lose ist und ganz vom Mantel des Tieres umhüllt wird. Eine Perlenwarze entsteht, wenn der Fremdkörper fest an der Schale klebt und die Abscheidung um ihn herum fest mit der Schale verwächst. Verwendung, Wert, Fassung und Gewinnung der echten Perlen s. die Literatur. Nachahmungen s. Fischperlen (Wachsperlen), Glasperlen.


Literatur: Bauer, Edelsteinkunde, Leipzig 1896; Möbius, Die echten Perlen, Hamburg 1858; Blum, Taschenbuch der Edelsteinkunde, Leipzig 1887; Heßling, Perlmutter und Perlen, Leipzig 1859; Martens, Purpur und Perlen, Berlin 1874.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 67.
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