Schleusentreppe [2]

[683] Schleusentreppe. – Für die Ueberwindung eines Gefälles von 35,7 m ist im Zuge des Großschiffahrtsweges Berlin-Stettin oberhalb Liepe bei Niederfinow eine Schleusentreppe mit Verbundbetrieb erbaut worden. Das Gesamtgefälle wurde auf 4 Schleusen à 8,93 m gleichmäßig verteilt. (S.a. Kuppelschleuse, Bd. 5, S. 791, und Kammerschleuse, S. 396.)

Zwischen den Schleusen sind Zwischenhaltungen mit konstantem Niveau eingeschaltet, durch welche das Schleusungswasser bei Entleerung der oberen Schleuse unmittelbar der unteren zuströmt. Alle 4 Schleusen werden gleichzeitig bedient. Die tal- und bergwärts fahrenden Schiffe kreuzen in der Zwischenhaltung, welche sich nach dem Schleusungsvorgang mit den beiden anschließenden Schleusen ausspiegelt. Um die Begegnung der Schiffe zu erleichtern, sind die Achsen der Schleusen in der Fahrtrichtung nach rechts um 11 m gegeneinander versetzt.

Wenn die oberste Schleuse auf Oberwasser steht, spiegelt sich die unterste mit dem Unterwasser aus, so daß gleichzeitig von oben und unten je ein Fahrzeug in die Schleusentreppe einfahren kann. Nach Verlauf einer Doppelschleusung ist dieselbe Stellung wie zu Beginn,[683] erreicht, und es können wiederum zwei neue Schiffe einfahren. Die quantitative Leistungsfähigkeit der Treppe ist gleich groß der einer einfachen Schleuse von dem vierten Teil des Gesamtgefälles, und wird die Zeitdauer einer Doppelschleusung 42 Minuten betragen. Ein einzelnes Fahrzeug passiert die ganze Treppe nach zwei Doppelschleusungen in 84 Minuten. Die Schleusen sind einschiffig, von 67 m nutzbarer Länge, 10 m Breite und haben über dem Unterdrempel 3 m, im Oberhaupt 4 m Wassertiefe. Jede Schleuse ist für sich mit drei Sparbecken derart ausgerüstet, daß nur 40% des Gefälles an Füllungshöhe aus dem Oberwasser verbraucht wird, das ist 1/10 des Gesamtgefälles. Für das Ein und Ausfahren der Schiffe und die Durchfahrung der Zwischenhaltungen sind elektrische Treidel-Lokomotiven vorgesehen (Fig. 1 und 2). Eine ähnliche Schleusentreppe ist für die Ueberwindung des Steilrandes von 27 m Höhe bei Klein-Kuntschitz (Oesterr.-Schlesien) im Zuge des Oder-Weichsel-Kanales geplant. Hier sind drei Schleusen mit je 9 m Gefälle vorgesehen. Die Länge der Vorhäfen bei den Endschleusen beträgt 280 m, die Länge der Zwischenhaltungen 210 m, die Sohlenbreite der letzteren 26 m. Der Schleusenbetrieb wird in der ganzen Treppe, wie bei Niederfinow, zwangsläufig geregelt. Die Schleusen sollen mit Sparbecken für 50% Wasserersparnis ausgestattet werden (Fig. 3).


Literatur: XII. Internat. Schiffahrtskongreß, Philadelphia 1912; 1. Abteilung: Binnenschiffahrt, Berichte von R. Bergius und W. Germelmann; Bericht über den Stand der österreichischen Wasserstraßen, Wien 1910, S. 75.

Pollak.

Fig. 1.
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Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 683-684.
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